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Fakten zur Aufführung 

UN BALLO IN MASCHERA
(Giuseppe Verdi)
21. Januar 2011
(Premiere: 15. Januar 2011)

Theater Hagen


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Ein Leben wie im Film

Riccardo ist ein absoluter Herrscher, der Freude daran findet, sich selbst zu inszenieren. Und so arbeitet er in seinem privaten Kinosaal unentwegt daran, sich selbst auf der Leinwand zu verklären. Mit Hilfe des Pagen Oscar - Drehbuchautor und Regisseur zugleich - zeigt Riccardo sich als Gutmensch, als Vater des Volkes – ein weißer, rettender Engel und ein entsagend-unglücklich Liebender zugleich. Selbst der eigene Tod wird, trotz eindeutiger Warnungen, als schwarz-weißer Maskenball prächtig ins Bild gesetzt.

Roman Hovenbitzer und seinem Ausstatter Jan Bammes gelingen gefangennehmend betörende Bilder. Schwarz und Weiß beherrschen die Szene. Gemischt mit vielen Grauschattierungen zaubern sie im Verein mit einem als Leinwand dienenden Gazevorhang die Illusion eines reich bebilderten Stummfilms hervor. Nosferatu-Gruseleffekte wie die Opferung eines jungen Mädchens bei einer Geisterbeschwörung tun ihr Übriges, um für Verdis in Handlung und Figurenzeichnung eher unscharfen Ballo in maschera viele bezwingende Momente zu schaffen und ein faszinierendes Theatererlebnis zu kreieren. Dazu tragen die vielschichtigen Kostüme ebenso bei wie die 30-er-Jahre-Halle aus dunklem Stein.

Dass das Konzept perfekt umgesetzt wird, liegt vor allem an Florian Ludwig und dem Philharmonischen Orchester Hagen. Lange war das Orchester nicht in solcher Perfektion zu erleben wie jetzt. Stummfilmgerecht werden Verdis Szenen in packende, pointierte Musik gekleidet. Ludwig gelingt die richtige Akzentuierung und so können die Philharmoniker genau den richtigen Mix großer Emotionen hervorzaubern.

Das singende Personal fügt sich perfekt in die Klasse dieser Produktion ein. Beginnend mit Wolfgang Müller-Salows prächtig disponiertem Chor, tragen auch die Solisten zu diesem grandiosen Abend bei. Oliver Weidinger, Rainer Zaun, Orlando Mason und Götz Vogelgesang sind tolle Vertreter des undurchsichtigen Hofstaates. Stefania Dovhan ist Oscar, der Page - mal unschuldig zwitschernd, mal berechnend wild plaudernd, immer mitten in ihrer Rolle. Yanyu Guo gibt eine satanische Wahrsagerin mit dunklem, gefährlich tief klingendem Mezzo. Kelly Gods Amelia hat viel Kraft und viel Ausdrucksbandbreite für Emotionen. Jaco Venter als betrogener Renato verfügt über einen ausgeglichenen, unangestrengten Bariton. Und Rafael Vázquez ist ein enorm sicherer Riccardo, der den eitlen, selbstverliebten Charakter perfekt und mit viel italienischem Timbre in der Stimme gestaltet.

In der dritten Vorstellung bricht am Ende ein wahrer Beifallsorkan los. Das Hagener Publikum lässt sich von Anfang an elektrisieren von der Spannung, die Bühne genauso wie Orchestergraben da erzeugen. Das geht ins Blut, da hofft und liebt und leidet man mit. So muss Theater sein.

Thomas Hilgemeier

 













 
Fotos: Stefan Kühle