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Fakten zur Aufführung 

ANATEVKA
(The fiddler on the roof)
(Jerry Bock)
15. Februar 2006
(Premiere: )

Theater Hagen

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Volkstheater, harmlos

Ein Musical über ein Pogrom? 1964 in New York bei der Uraufführung wohl kaum ein Thema, und für die Hagener Anatevka im April 05 waren Karikaturen jüdischen Ghetto-Lebens, die „Respektlosigkeiten“ gegenüber dem Zar und der pointierte Hinweis auf christliche Intoleranz kein zentrales Thema der Dramaturgie – auch wenn alle Vorgänge durch die Magie des Fiedlers empathisch fast mitleidend-erlösend zusammengeführt werden.

Als „affirmativ“ ist das in den 60er/70er Jahren abgetan worden – als hochexplosiv kann das Sujet im fundamentalistisch aufgeheizten Februar 06 wirken. Doch das Publikum im Hagener Theater – wohl vorbereitete Schüler und auf harmlose Unterhaltung fixierte nette alte Damen aus dem Sauerland – reagiert dankbar auf die Volkstheater-Klischees und fühlt sich wohl in einer Atmosphäre, die nicht zum Nachdenken zwingt.

Hartmut Krügeners handwerklich perfekte Bühne – eine Hütte mit Hütten auf dem Dach, ein „malerisch-russischer“ Innenraum auf der Drehbühne – vermeidet jeden Anspruch an reflektierte Herausforderungen.

Und Frank-Bernd Gottschalks Regie setzt auf die Millowitschisierung der Szene: alles wird betulich ausgespielt, atemberaubende Stops werden ins Gemütvolle verlängert.

Die Musik des philharmonischen Orchesters Hagen unter Andreas Renkauf klingt wenig authentisch, eher schütter, und auch die Fiedel und die Flöte vermögen wenig Intensität zu vermitteln.

Werner Hahns Tevje chargiert, bleibt stimmlich (und auch in den langen Sprechpassagen) indifferent, bleibt als schillernder Charakter am Klischee hängen. Des weiteren: wenig Musical-Spritzigkeit des Ensembles, allerdings ein ungemein spielfreudiger Chor!

Aber – wie gesagt – bloßes unterhaltsames Volkstheater gewinnt nicht die Kraft zur betroffenen Rezeption. Doch ist zu berücksichtigen: Zu Zeiten aktueller dramatischer Kontroversen in Sachen aggressiver religiöser Befindlichkeiten sind kritische Reaktionen auf „normale“ Inszenierungen problematisch. Theater ist eben zeitabhängiges Medium – und die Macher haben das zu antizipieren und zu akzeptieren. (frs)