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Fakten zur Aufführung 

LA TRAVIATA
(Giuseppe Verdi)
7. Dezember 2005
(Premiere: 19.11.05)

Grazer Oper

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Große Gefühle

Während die ersten unheilvollen Töne der Ouvertüre wie eine dunkle Vorahnung erklangen, trat im dämmrigen Kerzenschein eine fahle Gestalt auf: Violettas Tod als gleißend kalte Erscheinung, Erlösung und tragischem Schicksal in einem und mitunter die einzige Botschaft an das Publikum, das damit noch vor dem eigentlichen Beginn der Opernhandlung den tragischen Ausgang der Geschichte kannte. Den Rest, der an diesem Abend passierte, kennen wir auch aus anderen Geschichten: Große Gefühle im romantisch stilisierten Ambiente (Bühne: Herbert Murauer, Kostüme: Judith Weihrauch). Dietmar Pflegerls Inszenierung setzte ganz auf emotionale Zeitlosigkeit und eine dahinter sensibel versteckte Symbolik, die ehrwürdig dem großen Ideal der romantischen Liebe diente.

Von gesellschaftlichen Konflikten und emotionaler Brüchigkeit war daher keine wirkliche Spur, doch das wirkliche Leben schien sich eh auf einer anderen Ebene abzuspielen. In der Musik des Grazer Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Peter Schrottner entfaltete sich an diesem Abend das eigentliche dramatische Geschehen zu einer Woge aus emotionalen Schattierungen. Damit erreichte Pflegerl genau das, was anscheinend auch Verdi im Sinn hatte: die Übertragung des Konfliktes auf eine ästhetische Ebene, die den einzigen Ausweg von gesellschaftlichen Zwängen bot. Großartige Stimmen und ergreifende Musikpartien ließen den Abend so zu einem einzigartigen Erlebnis werden, der den Vergleich mit vorangegangenen Salzburger Inszenierungen nicht scheuen musste.

Verdis musikalische und dramatische Konzentration auf die Hauptfigur Violetta setzte Adriana Damato meisterhaft um. Sie vereinte höchst ausdrucksstark ihre anfangs kokett geäußerten Koloraturen mit den tief leidenschaftlichen und ausdrucksstarken Kantilenen und bildete einen weiteren Höhepunkt an diesem Abend. Marc Laho (Alfredo Germont) vermochte, trotz geringerem Gesangsanteil, daneben nicht abzufallen und sich seine eigene flexible Position zu behaupten. Den tragenden Unterbau bildete Vladimir Chmelo (Giorgio Germont) mit dunklem kraftvollem Gesang, durch den seine tragischen Worte gehaltvoll abgemildert wurden.

Theater als Theater der großen Gefühle und großen Gesten wird gerne in der Vorweihnachtszeit gehegt und gepflegt. Im tosenden Schlussapplaus schien das Grazer Publikum jedenfalls schier aufzuatmen, ganz so als ob dieser Abend sie für so manche vorherige moderne Inszenierungsmethoden entschädigte. (mk)