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Fakten zur Aufführung 

SOLOMON/BELSHAZZAR
(Georg Friedrich Händel)
25./26. Mai 2007 (Premieren)

Internationale Händel-Festspiele
Göttingen
(Stadthalle Göttingen)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

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Publikum

Chat-Faktor


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Oratorien - Dramatik

(Hinweis: Die Points of Honor beziehen sich auf "Solomon" -
Bewertung zu "Belshazzar" siehe unten)

Händels Oratorien – häufig Lobpreisungen seines Königs Georg II. – sind mittlerweile ob ihrer immanenten Dramatik Gegenstand szenischer Aufführungen geworden. In Göttingen wird dieser Trend wieder zu der ursprünglichen Form zurückgeführt: Archetypischer Inhalt, dramatische Musik und affektenreicher Gesang dokumentieren die Faszination emotionaler Barock-Kultur.

Doch welch gravierende Differenzen in der Präsentation der beiden so unterschiedlichen Oratorien: Da wird das in der Anlage eher reflektierend-kontemplative Solomon-Oratorium zu einer hochspannenden Auseinandersetzung mit den Intentionen eines Herrschers; da wird das eigentlich mysteriös-verstörende Charakterbild des gnadenlosen Usurpators Belshazzar zu einem Exempel für lähmende Musik und emotionsfreien Schöngesang.

Die Gründe für diese Vermittlungs-Effekte liegen auf der Hand:

Nicholas McGegan leitet das Festspiel-Orchester Göttingen impulsiv mit permanentem Engagement und vielen gestischen Hinwendungen zu den Gesangs-Solisten - Peter Kopp gibt dem Dresdner Instrumental Concert den korrekten Takt, klebt an der Partitur und lässt die Sänger mit ihren Notenblättern allein.

Und so wird aus dem „salomonischen Urteil“ eine hochdramatische Szene, aus dem Auftauchen der Schrift mit den kompositorischen Besonderheiten Händels eine x-beliebige Klangfolge.

Mit diesen so verschiedenen Voraussetzungen haben sich die Solisten-Ensembles abzufinden:

Tim Meads Altus vermittelt einen ambivalenten Salomo, Dominique Labelle lässt die verinnerlichten Gefühle der Tochter Pharaos hören, Claron McFaddon ist stimmlich eine bewundernd-distanzierte Königin von Saba – und alle Sänger stehen in kommunikativem Kontakt!

Das versucht Paul Agnew mit seinem baritonal gefärbtem Tenor als Belsazar, trifft dabei aber nur den Rücken des Dirigenten und in die Notenblätter vertiefte Kollegen, die allesamt wunderschön intonieren, aber auf emotionale Glaubwürdigkeit verzichten - ja nicht einmal die Ideale der barocken „Affekte“ erreichen: Robin Blaze mit zuverlässigem Altus als Cyrus, Jutta Böhmert mit klangschönem Sopran als Nitocris, Henning Voss und Philip Cutlip mit ihrem exzellenten Altus bzw. Bass als Daniel und Gobrias.

Und die Chöre! Ein faszinierend authentischer Winchester Cathedral Choir - noch dazu in attraktiv-malerischen roten Talaren – im Solomon; dagegen ein akademisch geschulter Körnerscher Sing-Verein aus Dresden, dem es offenkundig um „korrektes“ Singen geht (was ihm auch gelingt).

Das Händel-begeisterte Publikum in der Stadthalle – wieder: der Stadthalle mit ihren akustischen Vorzügen, aber ihren atmosphärischen Defiziten - reagiert durchaus differenziert auf die gebotenen Vorstellungen: Gebanntes Folgen der Abläufe im Solomon (da hatten sich bei der drückenden Schwüle die Musiker in der Pause ihres Fracks entledigt) mit standing ovations am Schluss; Unkonzentriertheiten beim Belshazzar-Hören und Begeisterung nur bei denen, die Händel-Musik allein schon zum Ausrasten bringt. (frs)

Points of Honor - Belshazzar:

Musik: 3 Punkte
Gesang: 4 Punkte
Publikum: 4 Punkte
Chatfaktor: 3 Punkte