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Fakten zur Aufführung 

GIULIO CESARE
(Georg Friedrich Händel)
24. Mai 2007 (Premieren)

Internationale Händel-Festspiele
Göttingen
(Stadthalle Göttingen)

Points of Honor                      

Musik

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Leidenschaften

Sympathisch-überwältigend die Leidenschaft des Göttinger Festival-Publikums für Händel und diesen hinreißenden Opern-Abend! Erst durch dieses phantastische Publikum gelangt das eher konventionell-biedere Stadthallen-Ambiente zu atmosphärischer Dichte - animiert durch eine hochgradig inspirierte Aufführung.

Und für diese schier überwältigende Inspiration steht der langjährige Festival-Leiter Nicholas McGegan mit totalem Engagement, mit elementarer Freude an der Musik und mit lustvoller Hingabe an seine impulsive Leitung des großartigen FestspielOrchesters Göttingen. Auf historischen Instrumenten ist ein Händel-Klang zu hören – und zu fühlen! -, der verdeutlicht, warum der Meister ein Super-Star seiner Zeit war. Das ist nicht das sterile Umsetzen der Affektenlehre, da funkeln vielmehr die Töne, da brillieren die Streicher, da variieren die Bläser, da interpretiert das Schlagwerk, da lebt das wunderbare Orchester zwischen mitfühlender Wärme und emotionaler Leidenschaft.

Cecile van de Sant verleiht der Cornelia einen geradezu sphärischen Alt, imaginierend-traurig in den Tiefen, durchaus kraftvoll in der Verzweiflung - und fantastisch abgestimmt mit dem klangreichen Sopran Diana Moores als Sesto in leidender Hoffnungslosigkeit. Sängerische Charakterstudien von höchster Internsität! Sophie Daneman singt und spielt eine empfindsame Cleopatra mit flexibel-klangschönem Sopran; Jose Lemos beeindruckt mit fulminantem Altus als Tolemeo; die kraftvollen Bässe von Konstantin Wolff und Thomas Bonni als Achilla und Curio vermitteln Hinterlist, Reue und Treue mit vokaler Kompetenz; Yosemeh Adjei ist ein quirliger Nireno mit darstellerischer Ausstrahlung und agilem Altus. Kai Wessels variabler Altus ist der Inbegriff emotionalen Ausdrucks, er gibt dem Caesar den differenzierten Charakter eines mitleidenden Imperators – selbstbewusst und einfühlsam, stimmlich herb und voller Wärme.

Das Orchester sitzt auf der Bühne, rechts und links Stufen, Spielflächen vor den Musikern und über ihnen. Manfred Kaderks Bühne findet ihren zurückhaltenden Höhepunkt mit der märchenhaften Palmenszene für Cleopatras Verführungsversuche.

Igor Folwills Regie lässt sich auf die begrenzten Stadthallen-Möglichkeiten ein, versteift sich nicht auf eine beherrschende „Idee“, erzählt die konfliktreiche Geschichte authentisch – und vertraut dem Engagement der vorzüglichen Sänger-Darsteller.

Die Göttinger Händel-Festspiele haben ihr highlight – 15 Minuten frenetischer Applaus! (frs)


Foto: Dorothea Heise