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Fakten zur Aufführung 

STRANDRÄUBER
(Ethel Mary Smyth)
20. Mai 2007 (Premiere)

Stadttheater Gießen

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Szenen aus Cornwall

Strandräuberei, Bigotterie, Habgier, Eifersucht, Lynchjustiz an Cornwalls unwirtlichen Küsten – das ist der Stoff, aus dem Ethel Smyth ihre atmosphärisch beklemmende Oper machte (gescheiterte Uraufführung Leipzig 1906, einzige Aufführung in Deutschland Hagen 1993).

In Gießen setzt das Regieteam auf die immanente Spannung der vielschichtigen Geschichte und vertraut auf die zeitbezogene Musik der kämpferisch-kundigen Ethel Smyth mit spätromantischem Duktus und Choral-Anklängen, dabei mit großen Partien für die Sänger und hinreißenden Chor-Passagen.

Ute Döring und Gesa Hoppe singen und spielen die Möglichkeiten ihrer Rollen als konträr-emotionale Thirza und Avis mit großer Intensität und Glaubwürdigkeit, stimmlich hochkonzentriert mit viel Gefühl für Nuancen in den geforderten dramatischen Höhen und lyrischen Elementen. Dan Chamandy gelingt mit seinem herben Timbre ein eindringliches Charakterbild des prinzipientreuen Mark – und Monte Jaffes metallischer Bass ist immer noch in der Lage, differenzierte psychische Prozesse nachhaltig zu artikulieren. Das Ensemble des Giessener Theaters singt auf hohem Niveau, und dem hochmotivierten Chor gebührt das Verdienst, die „Wreckers“ als „Chor-Oper“ zu etablieren!

Carlos Spierer akzentuiert mit dem Philharmonischen Orchester Gießen die eher „harten“ Töne der Partitur, vermeidet ein Ausweichen in glatte Pseudo-Romantik und begleitet mit höchster Konzentration.

Kristina Wuss inszeniert ein realistisches Spiel, ohne erkennbar-focussierte übergreifende „Idee“, aber auch ohne szenisch-beeindruckende Handlungs-Entwürfe.

Dem entspricht das biedere Bühnenbild Lukas Nolls – eine Cornwall-Küstenszene mit viel Holz und angereicherten Prospekten im maritimen Stil.

Das wunderbar gemischte Giessener Publikum – mit dem ungewöhnlich hohen Anteil junger Zuschauer – genießt die alles in allem gelungene Präsentation der repertoirefähigen Trouvaille und spendet begeisterten Applaus. (frs)


Foto: Merit Esther Engelke