Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

SALOME
(Richard Strauss)
5. April 2007
(Premiere: 10.2.07)

Stadttheater Gießen

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(0641) 79 57 60

 

zurück       Leserbrief

Familienszenen

Die Dialoge der Soldaten im engen Wachraum vor einer zu Streifen gespaltene „Familienbild-Fototapete“ machen gleich deutlich: Es geht um die kaputte Herodes-Familie. Frank Hilbrich zeigt eine sozial und psychisch verwahrloste Salome, vom Stiefvater sexuell missbraucht, von der Mutter schutzlos alleingelassen. Da wird der geheimnisvolle Jochanaan zum Objekt ihrer erotischen Wünsche – und nicht zu verarbeitenden Enttäuschungen. Die Katastrophe ist unabwendbar.

Die großartigen Sänger-Darsteller des Giessener Ensembles agieren mit absoluter Hingabe und singen auf höchstem Niveau. Das beginnt mit den Soldaten Chi-Kyung Kim und Dae-Bum Lee sowie Henrietta Hugenholtz als Pagen und John Carlo Pierce als empfindsamem Narraboth. Cornelia Dietrich gibt der Herodias frustrierten Charakter, und Vojtech Halicki-Alicca ist als Herodes ein wahres Päderasten-Monstrum voller sexueller Begierden – dazu ein stimulierender heller Tenor mit faszinierenden Ausdrucksmöglichkeiten! Markus Marquardts Jochanaan beeindruckt durch archaische Kraft, vermittelt mit seinem intensiv strömenden Bariton. Valerie Suty als Salome: eine junge Sängerin, die sich mit der Rolle hinreißend identifiziert und die mörderischen stimmlichen Herausforderungen mit Bravour besteht – ganz sicher eine große Hoffnung für das Musiktheater! Vergessen werden sollen aber auch nicht die Darsteller der sieben Juden und Nazarener, die ihre Rollen exzellent ausfüllen.

Die sinnvoll-sparsam genutzte Drehbühne schafft mit variablen schwarzen Säulen adäqute Spielräume (Bühne: Lukas Noll).

Hervorragend die emotionenreiche musikalische Interpretation durch das vorzügliche Philharmonische Orchester Gießen. Herbert Gietzen ermöglicht eine dramatische Kommunikation voller kalkulierter Dynamik und mit viel Verständnis für die Instrumental-Solisten und deren Gelegenheiten zu brillantem Spiel.

In der kommunikativ-dichten Atmosphäre des Giessener Theaters ist ein hochaufmerksames Publikum tief beeindruckt – erst langsam löst sich nach Sinken des Vorhangs die erlebte Beklemmung und macht Platz für langanhaltenden, dankbaren Applaus. Ein großer Abend! (frs)


Fotos: © Merit Esther Engelke/
Rolf K. Wegst