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Fakten zur Aufführung 

GALA GALA
(Marc-Aurel Floros)
X-MAL REMBRANDT
(Eugen Zádor)
23. Mai 2008
(Premiere: 10. Mai 2008)

Stadttheater Gießen


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Kunst-Irritationen

Bildende Kunst wird Gegenstand des Musiktheaters: Das Stadttheater Gießen nimmt zwei Stücke auf, die im letzten Jahr in Köln uraufgeführt bzw. wiederentdeckt wurden - eine außerordentlich verdienstvolle Aktivität! Zumal es sich um pointiert-kritische Auseinandersetzungen mit dem Kunstbetrieb handelt, souverän karikierend, ohne belehrende Attitüde, dafür mit viel intimem Verstehen – und verständnisvollem Spott.

Gala Gala thematisiert die Muse von Paul Eluard, Max Ernst und Dali – ihre leidenschaftliche Lust, ihren subversiven Einfluss auf die künstlerisch-emotionalen Attitüden der Schriftsteller und Maler. Bei X-Mal Rembrandt geht es um die Irritationen des Zusammenhangs von Kunst-Museen und Kunst-Handel.

Die unterschiedlichen Zugangsweisen werden in der Doppel-Veranstaltung deutlich: Arbeitet die Librettistin Elke Heidenreich mit bewusst rätselhaften Satz-Fragmenten (wie „ Ich bin gegen die Sonne und für den Mond“) und verweist damit auf das Unbegreifliche bildender Kunst, so ist Zadors Groteske von 1930 eine knallharte Satire auf die Mechanismen des Kunsthandels.

Marc-Aurel Floros bietet eine schonungsvoll-besänftigende Musik, ergreift Partei für die emotional-erregende Gala, bleibt aber seltsam unaufgeregt, pflegt vielmehr einen Stil, der sich keinesfalls auf Tendenzen der Peripherien „neuer Musik“ einlässt und auch mit dem mainstream „moderner“ Musik wenig anzufangen weiß. Anders die Komposition Eugen Zadors von 1930 – da wird der Zeitgeist mit seinen Brüchen intensiv hörbar, da brilliert ein großer Könner mit den Anregungen seiner Zeit!

Carlos Spierer wird mit den so gegensätzlichen Vorlagen souverän fertig, leitet das engagiert aufspielende Philharmonische Orchester Gießen zu differenzierter Interpretation, lässt Freiheiten für die Instrumente, sorgt für nachvollziehbares Zusammenspiel und ist in permanenter Kommunikation mit dem Bühnen-Geschehen.

Und da sorgt Cathérine Miville für intentionsgerechtes Handeln: Eine stimulierende Gala mit typengerecht präsentiertem Ensemble um die erotisierende Muse; die geschäftstüchtigen Akteure der Klassiker-Fälschungen - und das alles garniert mit skurrilen Intermezzi der charakterisierenden Figuren.

Sabine Paßow reißt mit einer grandios-ambivalenten Gala darstellerisch-imaginierend und stimmlich-variabel des unscheinbare Opus aus der Tiefe des Vergessens; Hans Griepentrog überzeugt mit sonorem Bass-Bariton als stur-persuasiver Agent - und das spielfreudig-kompetente Ensemble des Gießener Theaters brilliert in den zahlreichen Rollen Zadors mit Witz und sängerischem Know-how!

Lukas Nolls Bühne mit schwebenden Stegen, überraschenden Szene-Wechseln und variabel-deutungsreichen Spielräumen schafft das Ambiente für lustvollen Umgang mit den Präsentationsmodi bildender Kunst.

Das wunderbar-nachvollziehende Publikum wird mit den vielen versteckten Herausforderungen verständnisvoll fertig, goutiert die durchgängige Satire und akklamiert die extraordinäre Leistung ihres Theaters - man fühlt sich wohl in einer so kritisch-zustimmenden Atmosphäre! (frs)

 










Fotos: Rolf K. Wegst