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Fakten zur Aufführung 

FEDORA
(Umberto Giordano)
1. November 2003


Stadttheater Gießen



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Verismo - Russisch

Umberto Giordanos (Andrea Chenier) vergessene veristische "Fedora" feiert im liebenswerten Gießener Theater ihre anerkennenswerte Ausgrabung. Die melodramatische Geschichte aus dem Russland zur Zeit des Zarenmords an Alexander II. evoziert Assoziationen an Dostojewski, Tolstoi und deren Sittenbilder des vorrevolutionären Rußland mit dem weltläufigen Adel an den Schauplätzen St. Petersburg, Paris und der Schweiß - darin die rächende Fedora, verstrickt in Schuld und Sühne.

In Geißen spielt das Drama der Gefühle auf einer schwarz-weißen Bühne mit beweglichen metaphorischen Versatzstücken mit viel Drehbühnen-Gekreisel schräger Flächen, erreicht im Schlussbild mit pseudo-idyllischer Rosenwiese vor dräuenden Felswänden den optischen Höhepunkt (Stefan Rieckhoff).

Helmut Polica scheint sich nicht klar für eine Welt der (Opern-)Gefühle entscheiden zu können, bricht immer wieder aufkeimendes Mitleiden durch ironisierende Effekte. Das Philharmonische Orchester Gießen geht die vielschichtige Giordano-Partitur mit ihren eklektizistischen Elementen eher behutsam an, als ob Gabriele Belline der emotionalen Herausforderung nicht ganz traut.

Sabine Paßow spielt und singt die Fedora mit viel Sensibilität für die gebrochene Heldin, changierend zwischen dem immer präsenten russischen Klischee und der veristischen Herausforderung. German Villar lässt einen wohlklingenden Tenor hören, dem allerdings die dramatische Phrasierungskunst der Nach-Belcanto-Ära abgeht.

Das Publikum im ausverkauften (!) Haus folgt der Ausgrabung hingebungsvoll, man spürt die Identifikation mit dem "eigenen Theater", auch wenn die Frage "Warum wird diese Geschichte erzählt?" nicht schlüssig beantwortet wird. (frs)






Fotos: © Merit Esther Engelke