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Fakten zur Aufführung 

ENDSTATION SEHNSUCHT
(Andre Previn)
21. Dezember 2002 (Premiere der Deutschen Erstaufführung)


Stadttheater Gießen


AMERIKA REVISITED

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Andre Previn - Pianist, Dirigent, Filmkomponist. Endstation Sehnsucht - Südstaatendrama von Tennessee Williams, Film von Elia Kazan mit Marlon Brando und Vivien Leigh. In Gießen erlebt die Oper dumpfer auswegloser Leidenschaften ihre deutsche Premiere: musikalisch Britten, dem Jazz und amerikanischer Klassik verpflichtet, gut hörbar, eingängig und kalkuliert emotional; dramaturgisch (Libretto: Philip Littell) ein Spannungsbogen verwirrter Gefühle, trivial, brutal, sentimental, bisweilen in metaphorischen Monologen mit aufgesetztem Tiefsinn; dem immanent lastenden Ungeheuerlichem des Sexuellen nicht trauend.

Herbert Gietzen bringt den american sound im Stil interpretierend-konstrastierender Filmmusik mit dem agilen Philharmonischen Orchester Gießen eingängig über, hat genügend Sensibilität für ariose Passagen und zelebriert die harmonisch-bedeutungsschwangeren Intermezzi sehr eindringlich.

Mit Sabine Paßow von der Berliner Komischen Oper ist die verstört lebenslustig-sexhungrig erniedrigte Blanche eine Idealbesetzung - wandlungsfähig in beeindruckender Stimme und in ausdrucksvoller Gestik und Darstellung. Aus dem Gießener Ensemble hinterlassen Juan-Carlos Mera-Euler als brutal-dumpfer "Kuschelbär", Rachael Duncan als sexuell-hörige Stella sowie German Villar als doppelmoralischer Mich und Henrietta Hugenholtz als melancholischer Tod nachhaltigen Eindruck.

Die Regie Helmut Polixas vermeidet opernhaft-statische Attitüden, inszeniert die scheinbar ausgeglichenen zwischenmenschlichen Beziehungen als Geflecht von Aggressionen und gibt den vorzüglichen Sänger-Darstellern vielfältige Gelegenheiten zu engagierten Spiel.

Die Bühne von Matthias Moebius ist eine abstrakte Konstruktion begehbarer Treppen, Plateaus und Lattengerüsten, nutzt die Möglichkeiten der Bühnentechnik - verschiebbare Accessoires - effektvoll-angemessen.

Im geschmackvoll restaurierten intimen Gießener Jugendstilhaus ist eine selten erlebbare community von jungen und alten, offenbar wohlinformierten Mustiktheaterkennern zusammengekommen. Die Zustimmung ist herzlich, würdigt Werk, Musik, Gesang und Regieteam angemessen positiv. Das ideale Publikum, um neue Stücke zur Diskussion zu stellen! (frs)




Fotos: © Merit Esther Engelke