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Fakten zur Aufführung 

COSIMA
(Siegfried Matthus)
7. Mai 2007
(Uraufführung: 5.5.07)

Theater Gera
Theater und Philharmonie Thüringen

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Cosima - Nietzsches Trauma

Cosima – eine von Siegfried Matthus „fabulierte unglaubliche Geschichte“ - wird in Martin Schülers biografisch authentischer Konzeption zum Endspiel eines traumatisierten Wagnerianers. Bühnenspielort ist die Irrenanstalt Jena, zwanghaftes Ambiente des Psychoten Nietzsche, umgeben von schizophrenen Gestalten. Er selbst ist fixiert auf Cosima, die unbedingte Wagner-Agentin, seine ambivalent vergötterte „Ariadne“ - und stirbt durch deren aggressive Verweigerung, seine Wagner-Oper zu akzeptieren.

In Gera geht es nicht - wie bei der Braunschweiger Co-Uraufführung - um abstrakte Verworrenheiten zwischen Nietzsche, Cosima, Wagner und assoziationsreichen Szenen einer gebrochenen philosophischen, musikalischen, erotischen Beziehung. Es geht vielmehr um das - nachvollziehbare - Charakterbild zweier kontrastierender Figuren.

Dieter Richters Bühne zitiert das Ambiente der Irrenanstalt Jena, fokussiert das Geschehen auf Nietzsches Projektionen im kommunikativen Umfeld hermetischer Abgeschlossenheit mit nur scheinbaren Ausblicken in eine vage Offenheit.

Eric Solen setzt mit dem großartig spielkompetenten Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera auf die kalkulierte Trennung von Wagner-Zitaten (großartig musikalisch nachempfunden!), Nietzsche-Imaginationen und Matthus-Klängen. Der Komponist muss mit der differenziert-klangintensiven Umsetzung seiner durchwegs tonal-orientierten Partitur mit brillantem Schlagwerk-Einsatz sehr glücklich sein!

Teruhiko Komori ist ein zutiefst traumatisierter Nietzsche, hat die Phänomene geistiger Störungen intensiv verinnerlicht und gibt diesen Verstörungen stimmlich nachhaltigen Ausdruck. Gerlinde Illich verkörpert eine Wagner-erobernde junge Cosima mit kalkulierter stimmlicher Präsenz; Elvira Dreßen ist eine alte Cosima mit eindringlicher Artikulation. Nico Wouterse gibt dem akademischen Arzt Binswanger selbstbewußte Statur. Bernhard Hänsch vermag das Leiden Hans von Bülows stimmlich adäquat zu vermitteln. Serge Novique ist eine überzeugende kostümierte Ludwig-Karikatur, stimmlich perfekt artikulierend. Und Tommaso Randazzo gibt dem jungen Nietzsche erfrischenden Klang.

Die zweite Aufführung des neuen Werks versammelt die Abonnenten des traditionellen Montag-Nachmittags-Publikums im wunderbar renovierten Theater Gera. Die Erwartung ist gespannt - und die Zustimmung groß! Gut vorbereitet durch eine kenntnisreiche Einführung (Tobias Wolff) und durch ein informatives Programmheft mit den regionalen Bezügen – Nietzsche ist in Röcken geboren, Jena liegt nahebei – und dem Libretto lassen das Publikum mit dem vielfältig geschachelten Werk nicht allein. So intensiv eingeführt, so nachvollziehbar präsentierter Erzählung, so eindeutig vermittelter Musik mit ihren nachvollziehbaren Elementen – und der permanent aktuellen Thematik, kann die Matthus-Oper in das Repertoire des Musiktheaters eingehen! (frs)