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IEins ist klar: Regisseur Tilman Knabe
hat Verdis Nabucco nicht ins spießige 19. Jahrhundert transponiert - wie
sollte er auch: wo wären da historische Parallelitäten?! Er lässt vielmehr
den assyrisch-judäischen Krieg als Liebhabertheater im Biedermeier-Salon
nachspielen. Doch attackiert wird nicht die bürgerliche Ideologie, sondern
deren Attitüden, und das greift erheblich zu kurz, bleibt im neurotischen
Hass auf alles Bürgerliche stecken. Knabe gelingt es nicht einmal, den
Spaß ernstzunehmen. Und so endet nicht nur die bürgerliche Szene in der
chaotischen Pleite, sondern die gesamte Produktion.
Das wirkt bis in das ungewohnt uninspiriert aufspielende Orchester, dem
der sonst so kreative Samuel Bächli einen Verdi ohne Raffinement entlockt.
Der Chor kommt mit der superengen Guckkasten-Bühne nicht klar, und hat
offensichtlich Mühe, sich mit befremdlichen Bewegungsabläufen zu identifizieren
- was auch für die Solisten gelten mag: es wird konventionell gesungen,
doch lassen Nikolai Miassojedov, Erin Caves, Nicolai Karnolsky und Regine
Hermann den üppigen Verdi-Sound vermissen, und Maria Slavkova wirkt eher
scharf und schrill, das emphatisch und belcantistisch - womöglich alles
im Dienste eines verkorksten Regieeinfalls, der die lange Spielzeit nicht
tragen kann.
Das eigentümlich unruhige Publikum - man saß in einem durchgängigen Gemurmelteppich
- rätselte und langweilte sich. Das ist die eigentliche Quittung für eine
Inszenierung, die sich durch beispielloses Fehlen jeglicher Selbstkritik
der Regie auszeichnet: keine Provokation, vielmehr dramaturgische Ödnis
und lähmende Langeweile! (frs) |
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