Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

ZAIRA
(Vincenzo Bellini)
28. Mai 2006 (Premiere)

Musiktheater im Revier (Gelsenkirchen)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(0209) 40 97 200

 

zurück       Leserbrief

Voltaires Opern-Erbe

Moslems und Christen; Fundamentalisten, Gläubige, Laizisten - sie alle sind versammelt in ihren emotionalen Wünschen und ihrem widersprechenden religiösen Fanatismus. Dieter Kaegi konzentriert die Bellini-Oper auf die Voltaire-Vorgabe mit fast gallischem Spott, ohne das torsohafte Werk zu denunzieren: die artifitiell-distanzierte Ironie lässt den echten Gefühlen der Handelnden ihre echte Substanz.

Stefanie Pasterkamps Bühne ist abstrakt reduziert auf vier Säulen mit verbundenen Vorhängen und einer Spielfläche, auf der signifikante Elemente auf- und abgebaut werden. Die aktuellen Kostüme verweisen auf die komplexen historischen Zusammenhänge von Kreuzzugszeit und Gegenwart.

Das fantastische Sängerensemble beherrscht die Tücken des Bellini-Belcanto-Gesangs mit hoch anspruchsvollen Verzierungen auch in hohen und tiefen Tonlagen. Mit der Armenierin Hrachuhí Bassénz ist eine geradezu hinreißende Zaira zu sehen und zu hören: bewegend im Spiel, souverän-gefühlvoll im geschmeidigen Gesang. Nicolai Karnolsky beherrscht Liebe und Aggressivität als der Liebende und Gegenspieler Sultan Orosmane mit höchster Kompetenz. Jee-Hyun Kim gelingt eine hochintensive Studie des kompromisslos hassenden Lusignano, König von Jerusalem; und Anna Agathonos verleiht dem gescheiterten Ritter Nerestano ihren stupenden Mezzo-Klang. Das Ensemble überzeugt in allen Rollen!

Chor (Nandor Ronay) und Neue Philharmonie Westfalen (Kai Tietje) brauchen einen Akt, um Probleme der Abstimmung zu bewältigen. Bellinis Musik ist eben nicht von sich aus melodisch-süffig, benötigt nicht nur in diesem Fall ein Höchstmaß an Konzentration, an Aufeinander-Hören und sensiblem Spiel. Geschmeidigkeit mit bewussten Akzentuierungen bei Balance von Chor, Solisten und Orchester gelingen am Ende in vollkommenem Ausdruck.

Das Gelsenkirchener Publikum - inmitten eine starke Delegation der Wiener Donizetti-Gesellschaft - folgt gespannt der Aufführung des noch nie außerhalb Italiens gespielten Werks von 1835 und bejubelt vor allem das perfekte Belcanto-Ensemble! (frs)


Fotos: © Rudolf Finkes