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Fakten zur Aufführung 

DIE TOTE STADT
(Erich Wolfgang Korngold)
27. Februar 2010 (Premiere)

Musiktheater im Revier
Gelsenkirchen


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Die Stimme

Burkhard Fritz kehrt nach großen Auftritten an größten Häusern zurück – und demonstriert einen Paul mit aller Variationskraft seines unwiderstehlichen Tenors: aggressiv in seiner nekrophilen Welt, erotisierend in seiner obsessiven Liebe, furios in der Auseinandersetzung mit dem mahnenden Frank, verzweifelt in der begriffenen Ausweglosigkeit, hoffnungsvoll in der Perspektive eines neuen Lebens. Eine Stimme, die an Kraft gewonnen hat, souverän phrasierend, ohne Probleme in der absolut sicheren Höhe – dabei begnadet mit einem nachgerade hinreißenden Legato!

Bjørn Waag gibt dem Frank einen bewundernswerten Bariton-Klang – total intonationssicher, überzeugend in der ausdrucksstarken Mittellage, mit eindrucksvoller Stimmkultur, überzeugt auch als hintergründig animierender Pierrot Fritz.

Almuth Herbst ist eine zunächst hingebungsvolle, später kontroverse Brigitta – stimmlich präsent mit bemerkenswertem Ausdruck. Elena Kofinas virtuelle Marie überzeugt mit geheimnisvoll artikulierter Stimme – und Majken Bjerno engagiert sich darstellerisch als verhängnisvoll identifizierte Marietta, bewältigt die äußerst anspruchsvolle Partie mit durchsetzungsfähigem Sopran, gibt der so ambivalenten Figur bemerkenswerten stimmlichen Ausdruck.

Die weiteren Rollen überzeugen durch beeindruckenden Gesang, so wie der Opernchor und der Kinderchor der Musikschule Gelsenkirchen stimmlich bravourös präsent sind.

Die Neue Philharmonie Westfalen interpretiert unter Heiko Mathias Förster einen Korngold-Klang, der sich mehr am späteren Oscar-prämierten Film-Komponisten als an dem genialischen „Wunderkind“ mit der nachgerade faszinierenden Gratwanderung zwischen Spätromantik und „modernen“ Klängen orientiert (Korngold war 23 Jahre alt, als Die tote Stadt 1920 in Hamburg und Köln uraufgeführt wurde!)

Aber das ist auch wohl dem eher gradlinigen Inszenierungskonzept von Thilo Reinhardt geschuldet, das sich in einem per aspera ad astra erschöpft, Pauls Imaginationen als „Lebensabschnitts-Abläufe“ vermittelt, sich auf die spirituellen Imaginationen nicht einlassen will.

Entsprechend das Bühnenbild von Wilfried Buchholz: ein Sammelsurium von „Reliquien“ verstreut auf weiter Fläche, mit zugemauerter Tür als Symbol hermetischer Abgeschlossenheit.

Das Gelsenkirchener Publikum folgt der Entwicklung dieser geheimnisvollen Geschichte sehr konzentriert - feiert aber am Ende Burkhard Fritz als Repräsentanten einer so selten zu erlebenden geradezu gloriosen Stimme!

Franz R. Stuke








Fotos: Pedro Malinowski