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Traum der Liebe
Der Zeitbezug - Krieg in Jugoslawien - stimmt, der Mythos "Brücke" ist
erprobt, das hoffnungsvolle Eingehen in die Unterwelt - Orpheus - garantiert
die metaphysische Überhöhung: Und dennoch bleibt Alexander Müllenbachs
Kammeroper nach dem Libretto von Sanja Bilic und Dzevad Karohasan eigentümlich
stumpf, vor allem der gezwungene Text ("Ich liebe Dich" - Ich dich auch")
lässt keine Empfindungen radikal erleben. Dabei ist die Konstruktion -
ein Liebespaar ertrotzt die Überquerung der Sarajewo-Brücke, wird erschossen,
wird nach dem Tod in der Unterwelt wg. Selbstmord aus Liebe beschuldigt,
findet durch den "Idioten" zum letzten Traum der Liebe - mit allen Ingredienzien
der Tragödie besetzt: und dennoch "funktioniert" der theatrale Prozess
der emotionalen Erschütterung nicht.
Der ungelenke Text spielt sicherlich eine Rolle, aber auch Müllenbachs
Musik, mit ihren Blech-Dominanzen ohne Streicher-Basis (der "Seele des
Orchesters") vermag trotz aller filmmusikalischer Attitüde kaum "Sensibilität
für Gefühle" (Mortier) zu erwecken.
Dabei leistet Cosima Sophia Osthoff mit ihren Musikern (im Programmheft
ist nicht vermerkt, welches Orchester da so differenziert und engagiert-perfekt
agiert) hervorragende Arbeit, da engagieren sich die Solisten des Musiktheaters
im Revier total und Regie und Bühne bieten Bestes.
Andreas Baesler inszeniert eine immergültige Liebesgeschichte, drängt
die Liebenden aneinander, lässt sie auch in der Distanz in ihrer unzerstörbaren
Zusammengehörigkeit durchaus mitleidend erleben.
Die Bühne Kaspar Zwimpfers zeigt die Situation der Zerstörung: eine senkrechte
zerstörte Fahrbahn, daneben Elemente der Stahlkonstruktionen, dazwischen
von Wasser umspielte Räume für die Agierenden.
Mark Adler spielt und singt den "Idioten", die Verkörperung der mythischen
Moira, mit zwingender Intensität; Anna Agathonos mit Aris Agiris sind
ein lebendes Paar, nicht Julia und Romeo, sondern gequält durch die gewalttätige
Situation nur in der Hoffnung auf den einmaligen "vollkommenen Augenblick".
Das Ensemble des Musiktheaters im Revier überzeugt durch vorbehaltloses
Engagement den hohen Standard ihrer Professionalität.
Das hochinteressierte Premierenpublikum lässt sich auf die Intentionen
von Story und Musik in der exzellenten Inszenierung ein und gibt durch
aufmerksames Rezipieren und anschließenden langen Applaus seine Zustimmung
zu erkennen, ohne euphorisch zu werden. (frs) |
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