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Fakten zur Aufführung 

PETER UND DER WOLF
(Sergej Prokofjew)
6. November 2007

MiR Gelsenkirchen


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Hören lernen

Tausend 8- und 9jährige Knirpse – das große Haus ist wie gefüllt mit einem tausendköpfigen Wesen: es kribbelt und wimmelt, es staunt und räsonniert, es ist ergriffen und gelangweilt, es schweigt und brabbelt, es denkt und es träumt, es sitzt und steht und geht, es jubelt und klatscht. Hinein- und herausgeführt mit Garderoben-Abgabe und –Empfang in kaum glaublicher Ordnung im scheinbaren Chaos – gesteuert von Lehrern, die ihre Anvertrauten gut vorbereitet ins philharmonische Abenteuer schicken -- ein großes Kompliment!

Und wie gut sie vorbereitet sind! „Wer kennt das Stück?“ fragt der Moderator – 1000 Hände strecken sich in die Luft; „Welches Instrument ist der Vater?“ – „Fagott!“ schallt es unisono zurück.

Kinder holen die Instrumente aufs Podium, das Staunen ist groß, der Applaus-Reflex spontan und grundehrlich. So was von Musikmachen haben sich die meisten nicht vorstellen können – so viele Geigen, so unterschiedliche Instrumente, eine so konzentrierte „Arbeit“, keine Mikros und Lautsprecher - das beeindruckt (auch wenn nicht jeder in schweigende Kontemplation fällt).

Roland Vesper stellt das Orchester vor, erzählt die nachvollziehbare alte Geschichte – spricht dabei die Kinder ruhig und überzeugend an, spielt nicht den autoritären Macker, gewinnt mit stimmlicher Modulation und sparsam werbenden Gesten die Sympathie der zumeist ganz anders sozialisierten Youngster mit ihren diffusen Vorstellungen von „Musik“!

Die Musik – wie sie Charaktere hörbar macht, wie durch sie eine Geschichte emotional erzählt wird: das nehmen die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen ernst. Der GMD Heiko Mathias Förster persönlich leitet den hoch motivierten Klangkörper, demonstriert intensive Arbeit am Werk, nuanciert den Klang, präsentiert die Instrumente mit ihren Bedeutungen, ist ein souveräner Leiter ohne selbstdarstellerische Affekte.

Dies alles bewirkt nicht die Atmosphäre kollektiver Versenkung, vermittelt aber – hoffentlich nachhaltig – Impulse für „neues Hören“, Respekt vor professionellen Anstrengungen in der Umsetzung scheinbar „leichter“ Vorgaben.

Dabei ist zu berücksichtigen: Da sitzen nicht die philharmonie-gewohnten Großeltern mit ihren Geige lernenden Enkeln aus dem „Bildungsbürgertum“ im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier!

Ein fantastisches Erlebnis für Kinder und Beteiligte; Glücksgefühle auch beim Berichterstatter -- aber harte Arbeit für die engagierten Lehrer! (frs)