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Fakten zur Aufführung 

PARSIFAL
(Richard Wagner)
6. Dezember 2003 (Premiere)


Musiktheater im Revier
(Gelsenkirchen)




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Weltreligionen

Amfortas der Dalai-Lama, Titurel ein Patriarch der Ostkirche, Gurnemanz der christliche Gralsritter? Und Parsifal vielleicht derjenige, der als Heilsbringer aller Religionen erscheint? Die Figuren in Rosamund Gilmores Inszenierung lassen sicher solche Assoziationen vermuten. Doch wurde dabei nicht etwas zuviel in Wagners Parsifal-Text hinein interpretiert? Und vor allem: Wo bleibt die plausible Umsetzung auf der Bühne? Was man in Gelsenkirchen zu sehen bekam, waren zwar einzelne Szenen von intensiver Ausdruckskraft, doch den roten Faden, der die drei Akte sinnvoll miteinander verbinden sollte, suchte man vergebens. Gelungen hingegen: Die durchgehende Kommentierung des Geschehens durch auf der Bühne agierende Tänzerinnen (Sandra Lommerzheim, Christina Menne, Cècile Rouverot).

Carl Friedrich Oberle (Bühne) hat das Geschehen im ersten und dritten Akt in eine spanische Klosterschule verlegt. Zentrales Element ist hierbei eine kleine Bühne, die vor allem im zweiten Akt in Klingsors Zauberschloss eine wichtige Rolle einnimmt: Die bunte Glamourwelt mit Kundry als Show-Diva als Symbol der Verführung.

Wer nicht in der Lage war, die zahlreich aufgeworfenen Fragen der Inszenierung für sich zu beantworten (und das dürften nur die wenigsten gewesen sein), konnte sich immerhin auf die musikalische Umsetzung verlassen, die auf höchstem Niveau stattfand. Die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Samuel Bächli interpretierte Wagners Partitur mit der nötigen Differenziertheit und Transparenz. Bis auf einige wenige Unsauberkeiten bei den Bläsereinsätzen eine meisterhafte Vorstellung.

Noch höher zu bewerten aber ist die Leistung des Ensembles. Fangen wir an bei Burkhard Fritz' Parsifal, dessen tenorale Kraft man schlicht und einfach als herausragend (!) bezeichnen muss. Rainer Zaun gibt einen unglaublich präsenten Gurnemanz und wird dieser tragenden Rolle mehr als gerecht. Kraftvoll: Jee-Hyun Kims Amfortas, dessen sprachliche Artikulationsschwächen glücklicherweise durch die Übertitelung nicht ins Gewicht fallen. Bei Richetta Manager begeistert nicht nur die Ausdrucksstärke ihrer Stimme, sondern auch die Tatsache, dass sie ihre Rolle mit viel Leidenschaft verkörpert. Nicolai Karnolsky (Titurel) und Nikolai Miassojedov (Klingsor) bewegen sich auf gleichwertig hohem Niveau.

Das Publikum feierte Musiker und Ensemble. Aber: Es gab keine Standing ovations. Und: Die zahlreichen Buh-Rufe für das Regie-Team waren nicht zu überhören. (cd)






Fotos: © Majer-Finkes