Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DIE GÄRTNERIN AUS LIEBE
(Wolfgang A. Mozart)
5. April 2003 (Premiere)

Musiktheater im Revier
(Gelsenkirchen)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Gefühlsverwirrungen

Die Gelsenkirchener Inszenierung von Mozarts zweiter Buffa-Oper "La Finta Giardiniera" ist ein Musterbeispiel für penibelst genaue Personenführung: Nie hat man das Gefühl, dass die Figuren einfach nur anwesend sind; jeder Auftritt ist von Regisseurin Gabriele Rech bis ins letzte Detail durchdacht. Gerade im ersten Akt stehen dabei komische Elemente im Vordergrund, die auch durchaus beim Publikum ihre Wirkung zeigen.

Hermann Feuchters Bühnenbild macht dabei den Prozess mit, den die Oper durchläuft: Was in allgemeiner Heiterkeit in einem strahlend weißen Gartenpavillon beginnt, endet mit dem Wahnsinn Violantes und Belfiores (letztlich aber mit Gefühlsverwirrungen aller Figuren) in einer regelrechten Urwaldlandschaft. Nach und nach fällt immer mehr grünes Baumwerk ins Bühnenbild ein, Pflanzen sprießen immer weiter in die Höhe - eigentlich eine sehr platte Metapher, doch zum Regiekonzept mehr als passend. Ein Clou gelingt der Regie im letzten Akt: dort, wo die Verwirrungen am größten sind, wird plötzlich nicht mehr deutsch, sondern italienisch gesungen!

Das Sängerensemble bietet eine solide Leistung ohne besondere Glanzlichter: Am meisten überzeugt Claudia Braun als Sandrina und Violante mit durchdringendem, aber stets lyrisch bleibendem Sopran; Graf Belfiore wird durch einen spielfreudigen Mark Adler verkörpert, stimmlich bisweilen ein wenig zurückhaltend; eine wahre schauspielerische Energieleistung zeigt Erin Caves als Amtshauptmann Don Anchise; Regine Hermanns Arminda überzeugt durch eine klare, präsente Stimme; der verlassene, ständig sich am Rande des Suizids befindende Ritter Ramiro ist mit Marie-Belle Sandis gut besetzt; Elise Kaufman als Serpetta und Nyle P. Wolfe als Nardo bleiben hingegen eher blass.

Die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Samuel Bächli begleitet die Sänger dezent, von Zeit zu Zeit fehlen aber die notwendigen dynamischen Steigerungen. Nebenbei bemerkt: Dass die sich nicht in Aktion befindlichen Musiker für alle sichtbar den leicht erhöhten Orchstergraben seitlich verlassen müssen, gibt schon ein etwas merkwürdiges Bild ab.

Das Publikum bedankt sich mit höflichem Beifall bei allen Beteiligten, übermäßige Begeisterung oder gar kontroverse Buh-Rufe kommen allerdings nicht auf. (cd)




Fotos: © Rudolf Finkes