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Fakten zur Aufführung 

FIDELIO
(Ludwig van Beethoven)
1. Dezember 2002 (Premiere)

Musiktheater im Revier (Gelsenkirchen)

Points of Honor                      

Musik

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EXTREME

Burkhard Fritz ist Florestan! Ein junger Sänger wechselt das Fach - und singt einen Florestan, der in Intensität und Sensibilität mit leidender Strahlkraft und jubelnder Zurücknahme an die Zerrissenheit der legendären Interpretation James Kings erinnert! Jee-Hyun Kim ist ein brutal phrasierender Pizarro, Joachim G. Maaß ein differenziert-opportunistischer Rocco ohne röhrende Bass-Exzesse, Claudia Brauns Marzelline ist weitab aller Soubrettenattitüden eine powerful selbständige Frau und Mark Adler gelingt ein darstellerisch gebrochen-normaler Joaquino; Richetta Managers Leonore hat ihre stärksten Momente in den forcierten Höhen.

Die Inszenierung Gabriele Rechs bietet beklemmende Bilder der Ambivalenz bürgerlicher Extreme: im düster-drohenden Gemäuer mit scheinbar idyllischer Ecke von Hermann Feuchter entwickeln sich die Antagonisten aus dem gleichen Milieu. Die Motive ihres Handelns bleiben bewusst diffus, am Ende stehen Leonore und Florestan auf Podesten, gefeiert vom distanziert feiernden Bürgertum, allein Joaquino und Marzelline sind verstört. Höhepunkt der Selbstreferenz gesellschaftlicher Konventionen: zur Premierenfeier gibt's Wasser und Brot!

Die Neue Philharmonie Westfalen ist allerdings unter Johannes Wildner eher an dem Schönklang eines "neuen Menschenbildes" orientiert als an den Dissonanzen gesellschaftlich-individueller Dissonanzen.

Die selbstbewusst-unkonventionelle, dezidiert gesellschaftskritische Sicht auf das sakrosankte Kulturgut "Fidelio" wird vom engagierten Gelsenkirchener Premierenpublikum anhaltend und zum Teil leidenschaftlich bejubelt - vor allem natürlich der fantastische Burkhard Fritz! (frs)




Fotos: © Rudolf Finkes