Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

FAME
(David da Silva/Steven Margoshes)
11. Mai 2005
(Premiere: 7.5.05)

Musiktheater im Revier (Gelsenkirchen)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(0209) 40 97 200

 

zurück       Leserbrief

Das MiR bebt

„Der Weg zum Erfolg ist unwahrscheinlich, unwahrscheinlich steinig...“ dichtete einst die deutsche Popband „Die Fantastischen Vier“. Hautnah miterleben kann man dies in der energiegeladenen Gelsenkirchener Produktion des Hollywood- und Broadway-Klassikers Fame. Pure Energie und Spielfreude ist es, welche die durchgehend junge und hochprofessionelle Besetzung zelebriert, während sie sich szenisch durch die Mühen der Darstellerausbildung quält.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Während ihrer vierjährigen Ausbildung an der New Yorker High School for Performing Arts erleben die Eleven sämtliche Höhen und Tiefen von sowohl Showbiz als auch persönlicher Adoleszenz. Über allem steht stets das übermächtige - allenfalls von der Frage nach dem nächsten Lebenspartner gebremste – Streben nach Ruhm.

In rasanter Abfolge folgen Musiknummern, Tanzszenen und Sketche; manchen Figuren blickt man nur einen Song lang ins Herz, manche begleitet man das ganze Stück über. Zur Ruhe kommt das Musical lediglich eine Zeitlang nach der Pause, wenn es zu einer auffälligen Balladenhäufung kommt, in der insbesondere Elise Kaufmann als Tanzlehrerin Mrs. Bell brilliert. Bei ihr hört man, insbesondere in den Höhen, den intensiven Glanz einer ausgereiften, erfahrenen Stimme.

Die restliche, den Rollen entsprechend sehr junge Besetzung begeistert durch die musicaleigene universelle Einsetzbarkeit, die so nur von Spezialisten abgedeckt werden kann. Natürliche, unverstellte Lebensfreude schlägt einem entgegen, insbesondere in den beeindruckenden Gesangs- und Tanznummern. Man spürt förmlich, dass die Darsteller erst vor kurzem selbst erfahren haben, was ihre Charaktere durchleben.

Klug stellen sich Regie und Choreographie (Ricarda Regina Ludigkeit) nicht gegen das Stück, sondern setzten es werkgetreu - und das heißt unterhaltsam! - um. Die Bühne (Hans Kudlich) stellt die mit Graffiti verzierte High School dar und die stilechten Kostüme (Andreas Meyer, Wolfgang Scharfenberger) erinnern an die modischen Grausamkeiten der 80er Jahre. Somit stören auch keine bemühten Regieeinfälle oder unpassenden Umdeutungen den Musicalgenuss.

Einziger Wehmutstropfen der Inszenierung ist die mit Minimalbesetzung agierende Band (Leitung Karl Tietje). Sicherlich reicht ihr temporeiches Spiel für die Inszenierung aus, jedoch ist sie mit nur fünf Bläsern nicht gerade üppig besetzt. Wer den kraftvollen Bläsersound amerikanischer Musical-Bands kennt, wird hier eher enttäuscht sein. Verstärkt wird dies leider noch durch eine wenig gefühlvolle Tonmischung, welche lange nur Bass und Schlagzeug dominieren lässt. Bläser und Ensemble verschwinden oft irgendwo hinter einem dumpfen Dröhnen, in dem differenziertes Hören ausgeschlossen ist.

In der Gesamtschau allerdings reicht dies nicht um dem Abend seine Kraft, seine mitreißende Energie zu nehmen, an der sich manch Komponist modernen „ernsten“ Musiktheaters ein Beispiel nehmen kann. Das MiR jedenfalls kann es unzweifelhaft mit allen kommerziellen Musicaltheatern aufnehmen und kommt so seinem Auftrag, Kultur für vielfältige Geschmäcker zu bieten, mit Bravour nach. Weiter so! (ap)


Fotos: © Rudolf Finkes