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Fakten zur Aufführung 

LA DAMNATION DE FAUST
(Hector Berlioz)
17. Mai 2008 (Premiere)

Musiktheater im Revier Gelsenkirchen


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Seelenlandschaften

Die Peter-Theiler-Ära am Musiktheater im Revier mit Schwerpunkten im Belcanto und einer grandiosen Berlioz-Präsentation geht glanzvoll ins Finale: Die konzertante Damnation de Faust bestätigt das so eindeutig realisierte Konzept – stimmlich beeindruckende Solisten, ein brillant artikulierender Chor, ein kompetent ausdrucksstarkes Orchester - ergeben einen intensiven Eindruck der Genialität des Berlioz-Werks von 1846.

Cosima Sophie Osthoff präsentiert mit der Neuen Philharmonie Westfalen einen geradezu betörenden Klangreichtum, vermittelt in weiten orchestralen Bögen die Intensität der Musik, lässt die Instrumentengruppen emotional kommunizieren, gibt Solisten (Bratsche, Oboe) Gelegenheiten zu virtuosem Spiel - und sorgt mit einfühlsamen Kontakten für eine wunderbare Balance von Orchester und Sängern!

Christopher Lincoln singt den gequält-sehnsüchtig verführten Faust mit einer durchgängig sensiblen Melancholie, vermag Natursehnsucht, überraschte Leidenschaft, irrationale Abhängigkeit und existenzielles Entsetzen glaubwürdig umzusetzen – ohne Exaltationen, ohne Forcieren: Eine eigenständig sensible Interpretation des getriebenen Charakters. Nicolai Karnolsky gibt dem skrupellos dämonischen Mephistopheles kompromisslos drängenden Klang: kernig im Timbre, eindrucksvoll in der souveränen Phrasierung. Anna Agathonos ist eine stimmlich romantisierende Marguerite – weich im Duktus, mit verzweifelnden Zwischentönen, überzeugend in ihren gleitenden Registerwechseln. Und der unverwüstliche Joachim Gabriel Maaß singt das schaurige Brander-Lied mit beeindruckendem Aplomb. Großartig strömend der Chor (Leitung Christian Jeub) – konzentriert, kollektiv abgestimmt, mit fulminantem Klang.

Das Gelsenkirchener Premierenpublikum braucht offenkundig einige Zeit, um die acht Szenen als „nicht-goethisch“ zu akzeptieren, sich in die breiten musikalischen Flächen der Natur- und Seelenlandschaften hineinzufinden – doch die unmittelbare Intensität von Musik und Gesang zieht das hochaufmerksame Auditorium in den Bann: Begeisterter, langanhaltender Applaus am Schluss - und viel Respekt für das epochemachende Werk!

Schade nur, dass es der Technik nicht gelingt, die Texte lesbar zu projizieren. (frs)