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Fakten zur Aufführung 

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(Wolfgang A. Mozart)
16. April 2005 (Premiere)

Musiktheater im Revier (Gelsenkirchen)

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Ästhetik pur

Das Eröffnungsbild ist wahrlich ein ästhetischer Hochgenuss: In einer ganz in weiß und beige gehaltenen Sporthalle (Bühne: Verena Hemmerlein) zelebrieren die beiden Paare als „gemischtes Doppel“ ein Tennis-Match im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Anmutig, fast grazil spielen sie sich gegenseitig die Bälle zu, der Schiedsrichter – ein im schwarzen Anzug feierlich-düsterer Don Alfonso – scheint überflüssig. Die Damen und Herren der feinen Gesellschaft verfolgen von einer Empore das fröhliche Spiel: Die Inszenierung der Unschuld ist beeindruckend geglückt.

Das Regiekonzept Andreas Baeslers stellt das Prinzip der Treue trotz der transzendierenden Reinheit des Anfangs von Beginn an in Frage: das Schwesternpaar ergeht sich in Schwärmereien für Zeitschriften-Models (als einziges anachronistisches Element), das gedankliche Fremdgehen wird bereits vollzogen, die Treueschwüre erst in Gegenwart der Zofe fast schon spöttisch beteuert. Das überzeugt, lässt sich aber durch die in der Mozart’schen Musik angelegten folgenden Seelenqualen nicht konsequent durchsetzen. So bleiben die Charaktere der schwankenden Schwestern unscharf, was sich auch in der Auflösung widerspiegelt: Erst die empörte und wohlverdient ausgeführte Ohrfeige für die betrügerischen Ehemänner, dann elegische Treueschwüre des Wiedergutmachens – die im ersten Akt klar erkennbare Linie verschwimmt mit der zunehmenden Dramatik.

Rührend die Rolle der Zofe Despina, die, wenngleich verbittert, dennoch von der großen Liebe träumt und doch am Ende als die wahre Betrogene dasteht. Anne-Kathrin Fetik gelingt mit ihrer zynisch-verhaltenen, fast vertrocknet klingenden Interpretation eine gute stimmliche Charakterstudie. Claudia Brauns Fiordiligi hingegen sprüht vor Temperament, ihr zur Seite Anke Sieloff als mädchenhafte Dorabella mit tremolierendem Sopran, der deutlich zwischen kindischer Träumerei und frisch entfachter Lust unterscheiden lässt. Clemens-C. Lößmann singt den Ferrando mit hellem schönem Tenor, bleibt jedoch in den unterschiedlichen Gemütsregungen zu undifferenziert. „Gugliemo“ Günter Papendell hat Mühe, sich in den Rezitativen gegen das emotionalisierend-mitreißende Orchester unter der Leitung von einem durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Samuel Bächli durchzusetzen, lässt dafür in den Arien seine ganze stimmliche Vielfalt aufblühen.

Das Gelsenkirchener Publikum spendet reichlichen Szenenapplaus für die grundsolide Aufführung. Über die dramaturgischen Schwächen im zweiten Akt sieht man angesichts der schönen Bilder gern hinweg. (jan)


Fotos: © Rudolf Finkes