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Fakten zur Aufführung 

LE COMTE ORY
(Gioacchino Rossini)
8. September 2007 (Premiere)

Musiktheater im Revier (Gelsenkirchen)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

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Lustig

Brecht sagte, Theater ist Aufklärung mit den Mitteln der Unterhaltung. Rossinis Comte Ory im Gelsenkirchener MiR ist Unterhaltung ohne „Aufklärung“. Andreas Baesler inszeniert eine Klamotte mit den Mitteln der Comedy – und stockbesoffene Männer in Nonnenkleidern, die ihre Beine schwingen, sind nun mal comedy-Klischee – und gewinnen auch auf der Opernbühne nichts an „tieferer Bedeutung“. Dekonstruktiv verlagert in ein Pop-Frankreich der 60er Jahre mit zahlreichen Verweisen auf die neckischen Attitüden der Zeit, entstehen lustvolle Genre-Bilder. Aber nichts ist mit Regelüberschreitungen im erotisch-sexuellen Bereich – alles bleibt unverbindlich-harmlos, ohne knisternde Spannung, ohne sündhafte Schuldgefühle - postmodern eben.

Harald Thors Bühne mit einer mal von außen, mal von innen sichtbaren Szene-Behausung vermag auch nicht mehr, als ein beliebig gewähltes Zeitkolorit zu beschreiben. Und Andreas Meyers Kostüme sind nichts anderes als das Petticoat-outfit der meisten Zuschauerinnen zu damaliger Zeit – und der Frauenheld Ory als Guru – das ist eine ziemlich platte Metapher.

Die Gelsenkirchener Solisten spielen die karikierenden Rollen wie mit angezogener Handbremse - da dauert es lange, bis die ansonsten in Gelsenkirchen anzutreffende unbändige Spielfreude bemerkbar wird. Christopher Lincolns Ory singt schön, allerdings ohne begeisternde Belcanto-power; Melih Tepretmez lässt als Raimbaud das virtuose Trinklied zwar temperantvoll, aber dennoch schal erklingen; Anke Sieloff als Page Isolier gelingen phasenweise hinreißende Artikulationen androgyner Befindlichkeit; Leah Gordon ist eine niedlich-verführungskundige Comtesse, ohne zu brillanter Belcanto-Kultur zu finden. Jordanka Milkova gibt der Ragonde stimmliche Opulenz, und Joachim Gabriel Maaß und Noriko Ogawa-Yatake sind zuverlässige Interpreten des Erziehers und der Bäuerin.

Spielfreudig der Chor, vor allem in den finali kollektiv überzeugend der Chor (Christian Jeub).

Cosima Sophia Osthoff lässt mit den eher phlegmatischen Musikern der Neuen Philharmonie Westfalen die Rossini-Musik nicht perlen, bleibt sogar bei der obligaten Gewitter-Szene eigentümlich temperamentlos und zelebriert spannungssteigernde Pausen wie – Pausen.

Das Gelsenkirchener Publikum erfreut sich an schönen Bildern, genießt den Anblick schöner und komischer Menschen, wird auch nicht ansatzweise mit Problemen behelligt und fühlt sich gut unterhalten. Herzlicher Beifall am Ende. Musik und Gesang sind in den folgenden Aufführungen steigerungsfähig – dann ist leichte Unterhaltung garantiert. (frs)