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Fakten zur Aufführung 

CANDIDE
(Leonard Bernstein)
12. Oktober 2008 (Premiere)

Musiktheater im Revier Gelsenkirchen


Points of Honor                      

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Nummern-Revue

Voltaire – der große Aufklärer, ein geistreicher Spötter und gnadenloser Ironiker; Bernstein – ein musikalisches Multitalent, ein Zauberer in der Zwischenwelt amerikanischer und europäischer Musiktraditionen; Candide – die „American Operetta“ mit der multikulturell-lustvollen Abrechnung philosophischer Welterklärung und musikalischer Klischees.

Das ist – zwar selten gespielt – ein unwiderstehliches Feuerwerk rhetorischer Raffinesse und melodischen Einfallsreichtums.

In Gelsenkirchen – es ist die erste Premiere des neuen Intendanten Michael Schulz – wird daraus eine konventionelle Nummern-Revue auf einer Kleinkunst-Bühne auf der Bühne.

Gil Mehmert inszeniert den Voltaire-Text eins zu eins, setzt auf platte Identifizierbarkeit (ein bulgarischer Offizier sieht aus wie ein bulgarischer Offizier), vermeidet kein Klischee – und verzichtet auf jegliche phantasievolle Verfremdung des Kreativität fordernden Sujets. Nummer reiht sich an Nummer, verbunden durch lähmende Moderation.

Alissa Kohlbusch stellt eine Variete-Bühne auf die Bühne – und zwei seitliche Treppen sowie ein goldener Faden-Vorhang hinter dieser wenig stimulierenden Konstruktion schaffen die Plattform für das so gar nicht sprühende Geschehen um den Candide, der die „beste aller Welten“ schmerzhaft erleidet.

Rasmus Baumann dirigiert die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen zu einem indifferenten Klang, setzt mehr auf die Noten als auf den Esprit der ingeniösen Bernstein-Vielfalt – aus dem Graben kommt wenig Inspiration und kaum Leidenschaft.

Und das Gesangs-Ensemble vermag aus den so offenkundig reißerischen Vorgaben der Bernstein-Songs keine Funken zu schlagen: Joachim G. Maaß ist ein maulig-plaudernder Voltaire und ein oberlehrerhafter Pangloss, Diana Petrova eine dünn-stimmliche Cunigunde, Ariane Arcoja eine eher flüsternde Alte Dame, und auch dem stimmstarken Lars Rühl will kein blutvoll-aufmüpfiger Candide gelingen; allein der unverwüstlichen Anke Sieloff gelingt eine angemessene Paquette.

Das erwartungsvoll gestimmte MiR-Publikum schaut und lauscht geduldig, ist auch beifallsfreudig, applaudiert hingebungsvoll – doch enttäuschte Reaktionen machen sich breit.

Das neue MiR-Leitungsteam muss enorm nachlegen! (frs)