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Fakten zur Aufführung 

DER KOBOLD
(Siegfried Wagner)
11. November 2005 (Premiere)

Stadttheater Fürth

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Musik

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Träume, Zwänge, Gewalten

Siegfried Wagner – Richards Sohn, Inszenator der Werke seines Vaters, Komponist opulent-magischer Opern, sensibler Akteur in Phasen martialischen Germanenkults, diffamiert auch durch Cosimas Richard-Hypostasierung und vergessen-verdrängt in der Bayreuther „Entrümpelung“. Peter P. Pachl engagiert sich seit Jahren für die Re-Vitalisierung der Siegfried-Wagner-Opern. Aktuell: „Der Kobold“ in Fürth, opus 3 von 1903, zuletzt aufgeführt 1939. Aber: die „Ausgrabung“ wird nicht zu einem musikalischen Highlight. Warum? Zum einen verdrängt der Wille zu musikhistorischer Vollständigkeit die Intention nach publikumswirksamer Präsentation und zum anderen fehlt der Inszenierung in Fürth die Kompetenz, um ein zu Unrecht vergessenes Werk mit der nötigen Power zu erwecken.

„Der Kobold“ ist ein Konglomerat zeitgenössischer Blut und Boden-Romantik, voller Kolportage, unbegriffener Natur-Mystik, von Wundergläubigkeit mit dunkler Magie und Zauberei – aber auch mit Fragen nach den Rätseln dämonischer Mächte, vermengt mit der Tragik ungeborener Kinder und trivialisierten Vergleichen Freudscher Psychoanalyse. Peter P. Pachl bringt dies alles als Mixtur von Tagträumen, symbolischen Szenen, dampfendem Sex und angstgesteuerter Aggression auf die Bühne.

Tja, die Bühne: hinter einem Vorhang das Orchester, davor ein spitzes eckiges „Fenster“ - als Symbol sinnvoll, für Spielmöglichkeiten nutzbar –, doch nach und nach füllt sich die freie Fläche mit allerlei naturalistischem Gerät; „Reduktion“ ist offenbar Achim Bahr fremd. Dazu: die Kostüme von Gregor Sturm wirken arg schlicht – eine Zumutung für die Solisten!

Die Nürnberger Symphoniker sitzen hinter dem Vorhang, der wirkt wie eine alte Lautsprecher-Membrane, und so klingt das Orchester merkwürdig gedämpft. Frank Strobel dirigiert mit breit strömender Attitüde, gibt den sinfonischen Passagen weiten raum, zelebriert den hymnischen Duktus, verpasst allerdings die Chancen zu dramatischen Kontrapunkten – und lässt zu viele Patzer zu. Doch überzeugt die Siegfried Wagner-Partitur: da vermittelt sich viel hintergründige Emphase, ein Schatz fast spiritueller Musik, der noch zu haben ist!

Das Solisten-Ensemble singt konventionell-geläufig; Regina Mauel bedient die ambivalent-aggressive Gertrud mit routinierter Intonation; ebenso gefällig-blass bleibt Andreas Mitschke als Ekhart; Achim Hoffmanns Trutz lässt stimmlich aufhorchen; Martina Borsts Gräfin vermittelt phrasierende Lebendigkeit und lässt Gefühle aufkommen; Young-Jae Parks „Seelchen“ ist ein klangstarker Sopranist, doch lässt die Wortdeutlichkeit zu wünschen übrig. Allein Rebecca Broberg fasziniert mit leuchtendem Sopran und erreicht das Ideal der „spontanen Kreativität“: ihr Spiel und Gesang bleibt als Votum für weitere Bemühungen um das Frühwerk Siegfried Wagners!

Das Fürther Publikum – in einem wunderbar restaurierten Theater des Neo-Barock oder –Rokoko – bleibt gegenüber der wenig inspirierten Aufführung reserviert; da hilft auch ein ausgezeichnetes Programmheft wenig, wenn das „Warum?“ der Aufführung unklar bleibt. (frs)