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Fakten zur Aufführung 

ACIS UND GALATEA
Georg Friedrich Händel
16. Oktober 2009 (Premiere)

Stadttheater Fürth


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Cabaret-Mythen

Händels Masque – wenn man so will: eine barocke Travestie – verlegt Nilufar K. Münzing in ein cooles Cabaret mit Galatea als Diva, Acis als Kellner, Polyphem als brutal Zulangender, Damon als eingreifender Impresario, der Chor als kommentierende Gäste. Arkadien als Metapher für eine eher halbseidene „Szene“ - why not? Doch – wie immer in solchen Dekonstruktionen – bleibt die mystische Wucht des Mythos’ auf der Strecke: unterhaltsam: ja; bedeutungsvoll: nein.

Christiane Becker stellt ein Bistro-ähnliches Cabaret auf die Drehbühne, mit Treppen, Kaffeehaus-Tischchen, Flaschen-Regalen - transparent und farbenfroh. So wie Johanna Deffners Kostüme im Stil des show-bizz glamouröse Assoziationen auslösen.

Das Ensemble Kontraste wird von Kevin John Edusei zu animierendem Tempo geleitet, beeindruckt durch präzises Spiel der zehn Musiker, vermittelt viel hörbare Musikalität, intoniert sehr klar und ist permanent „auf Höhe“ der Gesangs-Solisten; ein wenig mehr Dynamik wird allerdings den musikalischen Effekt erhöhen!

Barbara Emilia Schedel ist eine glamouröse Galatea, nahezu modelhaft im Auftritt, eine Ikone der Populär-Kultur – stimmlich präsent und ausdrucksstark, mit beeindruckenden Koloraturen, und sicherer Intonation in allen Lagen! Fredrik Akselberg spielt den schmachtenden underdog Acis sehr glaubwürdig, überzeugt durch kompetenten Barock-Tenor, vermittelt die geforderten emotionalen „Kategorien“ mit stimmlichen Variations-Möglichkeiten. Ulf Bundes Polyphem ist der unbewegt-bestimmende Herrscher, stimmlich souverän mit markigem Duktus, durchaus flexibel im Übergang von dunkel-gefährlichen Tönen zu eher einschmeichelnder Phrasierung. Martin M. Fösel interpretiert den kommunikativ-erklärenden Damon mit eindringlicher Stimme, nachhaltig im Eindruck, charakteristisch mit kalkulierten Akzentuierungen. Der Chor im Fürther Theater beeindruckt als kommentierendes Kollektiv, variabel in der Stimmgebung, distanziert-realistisch in der Darstellung – eine Gruppierung mit Zukunft!

Das ambitionierte Fürther Stadttheater präsentiert eigene Musiktheater-Produktionen: Acis und Galatea ist die bühnengewordene Bestätigung für diese Strategie! In dem erlebenswerten neo-barocken Theater von nahezu archaischer Schönheit versammeln sich erwartungsvoll-kundige Menschen: Aufmerksam folgend, intensiv reagierend, begeistert applaudierend - eine außergewöhnlich sympathische Atmosphäre in einem außergewöhnlichen Haus!

Franz R. Stuke

 






 
Fotos: Thomas Langer