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Fakten zur Aufführung 

LE NOZZE DI FIGARO
(Wolfgang Amadeus Mozart)
5. Januar 2008

Oper Frankfurt


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Mozart!!

Schon die Ouvertüre: temperamentvoll-differenziert, voll schwebender Melodik, rhythmisch prägend, im kommunikativen Wechseln der Instrumente eine elektrisierende Interpretation von Mozarts Ingenium! Das blendend aufgelegte Frankfurter Museumsorchester hält unter dem hellwach leitenden Roland Böer dies Versprechen bis zum Schluss – keine Ruhepausen, keine Nachlässigkeiten, dafür emotionale Spannung höchster Intensität. Und das alles bei einfühlsamer Unterstützung der sensiblen sängerischen Herausforderungen:

In Frankfurt präsentiert sich ein Ensemble, das Mozart-Gesang vom Feinsten hören lässt, nahezu perfekt im Ausdruck differenzierter Gefühle, beglückend im Zusammenklang. Michael Nagys Almaviva beeindruckt mit kraftvoll-variablem Bariton, der auch die Zwischentöne beherrscht und einen komplexen Charakter vermittelt. Barbara Zechmeisters silberhell-verhangener Sopran zeichnet eine Gräfin voller Enttäuschung, Liebe, Leid und Hoffnung. Claudia Mahnkes Cherubino brilliert mit einem stupenden Mezzo, es gelingen ihr feinste Nuancen jugendlicher Leidenschaft mit absoluter Prägnanz der stimmlichen Mittel. Simon Baileys Figaro ist ein selbstbewusster Kerl, stimmlich permanent präsent, vor allem auch rhythmisch variabel. Britta Stallmeister braucht einige Zeit, um der kess-emanzipierten Susanna zur entsprechend gelösten Stimme zu verhelfen, fasziniert dann jedoch mit lockeren Höhen, einer ausdrucksstark-sicheren Mittellage. Niina Keitel gibt der Marzelline frischen, fast jugendlich geprägten Klang. Franz Mayers Antonio beeindruckt als „seriöser“ Bass-Bariton, ohne „komische“ Mätzchen. Soon Won Kang als voluminöser Bartolo, Michael McCown als differenziert intonierender Basilio und Anja Fidelia Ulrich als locker phrasierende Barbarina – und der stimmlich kollektiv perfekte Chor: Sie sind unverzichtbare Gesangskünstler für ein musikalisches Gesamt-Ereignis höchster Intensität!

Moritz Nitsches Bühnenbild besteht aus einer Holzkonstruktion mit Türen und Vorhängen, die an untergehende Pracht erinnert. Peter DeFreitas Kostüme verweisen auf die Commedia dell’arte und die Dekadenz einer untergehenden Epoche.

Und Guillaume Bernardis Regie gelingt es nicht, eine weiterführende Idee zu vermitteln; seine Bewegungs-Regie – in der 27. Vorstellung wohl schon reduziert – bewirkt karikierende Gestik ohne die archetypischen Gefühle auszudrücken.

Frankfurts Oper ist „in“ – wer will das bei den zu erlebenden künstlerischen Leistungen bezweifeln? Im ausverkauften Haus finden sich dann aber auch BesucherInnen, denen die Rezeptionsformen der Oper – noch - fremd sind. Die einen lassen sich unbefangen auf das Ungewohnte ein; die anderen meinen jedoch offenbar, ihre habitualisierten Verhaltensweisen aus Club, Fußballstadion und Promi-Party zu perpetuieren. Man lernt: Nicht jeder Opern-Besucher ist ein Opern-Liebhaber. Aber die hingerissene Zustimmung, der Respekt vor den Künstlern, das Ingenium Mozarts obsiegen auch an diesem Abend. (frs)

 




Fotos: Monika Rittershaus