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Fakten zur Aufführung 

ITALIENISCHE NACHT
18. Juli 2008 (Premiere)

Eutiner Festspiele


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Nordisch-mediterran

Im Frühjahr gab es wohl eine „konzeptionelle, künstlerische und wirtschaftliche Krise“ um das traditionsreiche (seit 1951!) Opern-Spektakel auf der spektakulären Natur-Bühne im malerischen Schlosspark Eutins. Ein Ergebnis der „Krisen-Bewältigung“: Statt einer ambitionierten „Tosca“ gibt es eine „Italienische Nacht“ mit Szenen aus sieben Opern Puccinis und Verdis.

Unkommentiert werden fast 1500 lustvoll versammelte Opernfreunde mit klassischen musikalischen Highlights und akzentuierenden Szenen der Spitzenreiter des Opern-Repertoires konfrontiert. Und das genießen alle diese freudig gestimmten Menschen bei holsteinisch kühlem und wetterwendischem abendlichen Wolken-Himmel mit ungebrochener Freude an Musik und Gesang, nippen am mitgebrachten Rotwein, hocken in buntfarbiger Regen-Ausstattung im schauerartigen Nass, erleben das faszinierende Grün der umgebenden Natur – und bewundern das fantastische Engagement der Solisten, die ungeschützt gegen den Regen und ohne elektroakustische Verstärkung brillanten Gesang vermitteln.

Ki-Chun Park singt den Pinkerton, den Rodolfo, den Riccardo und den Alfredo mit strahlendem Spinto, setzt sich stimmlich gegen die störenden Temperaturen durch und vermittelt die Faszination großen Operngesangs auch unter ungünstigen Bedingungen. Svetlana Katchour gibt die Butterfly, die Mimi, die Amelia und die Traviata mit geradezu hinreißender Leidenschaft, setzt ihren modulationsfähig-eleganten Sopran robust ein, widersteht den klimatischen Unbilden – und zeichnet Charaktere höchster Intensität. Karsten Mewes gibt dem Scarpia und dem Renato kraftvollen Ausdruck, gestaltet die relativ kurzen Auftritte mit nachdrücklicher Intensität. Der Chor der Eutiner Festspiele (Leitung: Gabriele Pott) agiert lustvoll-vital, singt „Va pensiero“ und „Libiamo“ mit Leidenschaft, vermittelt den Summ-Chor mit geheimnisvoller Attitüde – gerät bisweilen in Konflikt mit den orchestralen Vorgaben; sehr bemerkenswert der Kinderchor in der Schlussszene 1. Akt Tosca!

Georg Fritzsch (GMD Kiel) leitet die Eutin-erfahrenen Hamburger Symphoniker, lässt aus dem überdachten Graben einen genregerechten Klang ertönen und ist ein jederzeit zuverlässiger Begleiter.

Rainer Dettki organisiert die zentralen Szenen mit selbst-erklärenden Konstellationen, verzichtet auf inszenatorische Deutungs-Versuche, erzählt die bewegenden Geschichten mit schlichter Geradlinigkeit.

Achim Römers Bühne ist bestimmt durch die impressiven Seiten-Elemente der Eutiner Bühne, nutzt effektvoll den Vorhang einer Bühne auf der Bühne und öffnet dieses Konstrukt zur dahinterliegenden „Natur“ – gerade in der Galgenberg-Szene mit imaginierender Wirkung!

Der Widerspruch nordischer Witterung und das Fluidum mediterraner Musik fasziniert, hält das Publikum auf den Sitzen – und löst sich in freudig-dankbarem Applaus. (frs)

 






Fotos: Eutiner Festspiele