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Fakten zur Aufführung 

METAMORPHOSEN DER MELANCHOLIE
(Thomas Hengelbrock)
16. Mai 2003 (Premiere)

RuhrTriennale
(Kreuzeskirche, Essen)

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Trauer

Es ist eine "Kreation": Gerard Mortier kreiert mit der Ruhrtriennale eine neue Gattung des Musiktheaters: Orchesterklang, Chorgesang, Soli, vorgetragene Texte, sparsam-pointiertes Ambiente, szenisches Mysterium ergeben ein faszinierendes Neues.

Im technisch aufgerüsteten sakralen Raum der Essener Kreuzeskirche (am hochurbanen Weberplatz!) hat die Kreation "Melancholia" das geheimnisvoll-intensive Umfeld; mit Robert Burtons barock-wissenschaftlich irritierenden Erklärungen gibt es nachdenkenswerte Texte, wahrhaft zelebriert vom grandiosen Graham F. Valentine in brillant-karikierendem (Alt-)Englisch, durchsetzt mit genussvoll prononcierten deutschsprachigen Passagen; auf des Professors skurrile Vorlesung reagiert eine aufgeräumte Studentenschar: der Balthasar-Neumann-Chor agiert hinreißend situationskomisch, die sängerisch begnadeten Solisten des Chors singen lyrische Texte der englischen Goldenen Epoche von Dowland, Purcell, Morley, auch von Händel: zu Herzen gehende Lamenti, Opernarien, Gesänge melancholischer Liebe; begleitet vom ultimativ-perfekten Balthasar-Neumann-Ensemble: 25 hochsensible Musiker, Virtuosen barocker Musikinterpretation. Thomas Hengelbrock arrangiert das halbszenische Geschehen, hat den Chor vorzüglich auf das Spiel des Ensembles eingestellt - vermittelt die Essenz melancholischer Liebe in ergreifende Manier.

Das Publikum ist von dieser geballten Ladung szenischer, wissenschaftlicher, sängerischer, musikalischer Melancholie-Reflexion verzaubert, erlebt das Gefühl von Trauer ungemein nachvollziehbar - und dankt mit stehenden Ovationen. (frs)


Foto: © Wolfgang Silveri