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Fakten zur Aufführung 

LEAR
(Aribert Reimann)
2. Juni 2001 (Premiere)

Aalto-Theater Essen

Points of Honor                      

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EFFEKTE PUR

Auch bei Aribert Reimanns Opern-Adaption des archetypischen Menschheitsdramas Shakespeares geschieht in der Aalto-Oper das, was Essen zum highlight für Opern-Novizen macht: es sind dramaturgische und musikalische Lösungen im Sinne attraktiven Musik-Marketings.
Michael Schulz reduziert den Lear auf die Sehnsucht nach der unschuldigen Kindheit, scheitert am komplexen Charakter der Vorlage und verbleibt mit seinen Intentionen im Belanglosen - ebenso wie die Dekorationen Johannes Leiackers.
Stefan Soltesz erzielt mit einem hochmotivierten Orchester spektakulären Klang - allein: es ist nicht die Auseinandersetzung mit Sujet und Musik, es ist der fanatische Wille zum Effekt, der vom Publikum unreflektiert mit tosendem Applaus bedacht wird; auch Aribert Reimann applaudiert.
Aus einem vibrierenden Ensemble ragen heraus Tomas Möwes als faszinierender Lear, stimmlich und schauspielerisch; Michaela Kunne als ambivalente "gute" Tochter Cordelia, leidend und sensibel; vor allem David Cordier als Edgar bzw. Armer Tom mit einem herzzerreißendem Lamento.
In Sam Peckinpahs epochemachenden Film The Wild Bunch heißt es: Wir träumen alle davon ein Kind zu sein - die Schlimmsten vielleicht am meisten. Diesem post-Western-Mythos entspringen offensichtlich die kindlichen Super 8-Filme zu Anfang und am Ende der Aalto-Performance: elementare Ansprache ohne analytischen Kraftaufwand.
Das auf Jubel prädisponierte Essener Publikum fand das alles jovel ("auch die Musik nervt mich nicht") und feierte wie üblich seine eigene Begeisterung: Staatstheaterattitüde. (frs)