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Fakten zur Aufführung 

JENUFA
(Leos Janacek)
21. April 2001 (Premiere)

Aalto-Theater Essen

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GESTYLT

Keine Frage: Essens Oper ist erfolgreich - das Juwel Aalto-Oper ist bis auf den letzten Platz ausverkauft, der Opernbesuch gehört zum Muss der Ruhr-Society, Stefan Soltesz zelebriert Opernmusik charismatisch, Operngesang auf höchstem Niveau, innovative Regiekonzepte und optimale gestalterische Nutzung der großen Bühne: die Triumphe sind kreativ-professionell wie programmiert. Was gibt's da zu beckmessern? Natürlich nichts, aber die "Jenufa" macht das Erfolgsrezept deutlich:
Soltesz nutzt von Janaceks vielschichtiger Musik vor allem die elegischen Klangfarben, setzt auf Harmonien und Melodien, setzt mit dem spielfreudig-präzisen Orchester auf faszinierende crescendi, vermeidet dabei die hörgewöhnungsbedürftigen Dissonanzen und eruptiven Brüche der Strukturen Janaceks.
Nicolas Brieger bringt Emotionen auf die Bühne, zeigt höchstes Interesse an den handelnden Menschen, fixiert das Geschehen auf die leidend-hilfsbedürftige Jenufa - verzichtet auf platte Aktualisierung, vermeidet aber auch jegliche Provokation in Sachen gesellschaftlicher Analyse oder Religionskritik.
Diesem Konzept entspricht die Bühne von Gisbert Jäkel, großräumig mit monumentalen Elementen (Riesen-Mühlrad, plakative Kammer Jenufas) - aber ohne das diskriminierende Arme-Leute-Milieu. Dazu ist ein Übertitel-Text von Ina Wragge zu lesen, der das Originallibretto auf die Versatzstücke des Trivialdramas reduziert: eine bemitleidenswerte Story ohne tragische Überhöhung.
Dann die hinreißenden Sängerdarsteller, perfekt bis in die kleinste Nebenrolle. Elisabeth Hornung gibt eine hingebungsvolle Alte Buryja; Nina Warren ist eine hochklassige Küsterin; Jeffrey Dowd interpretiert einen psychopathisch geprägten Laca intensivster Deutung: Rainer Maria Röhr gelingt als Stewa die absolute Umsetzung des "Heini-Charakters" und Michal Samir gibt eine hilfsbedürftige Jenufa in allen Stadien mädchenhafter Liebe und Verzweiflung mit der Wandlung zur leidgeprägten Härte und endlichem Einwilligen in das Vertrauen auf die Liebe zu zweit.
Wie gesagt: eine anrührende Geschichte, herrlich pathetisch präsentiert - für ein Publikum, dem die Intentionen Janaceks fremd sind, und das von aggressiven Produktionen unbelästigt bleiben will. Mainstream-Theater auf höchstem Niveau, so wie Joop van den Endes "Elisabeth" im benachbarten Colloseum. (frs)