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Fakten zur Aufführung 

FALSTAFF
(Giuseppe Verdi)
28. April 2005
(Premiere: 23.4.05)

Aalto-Theater Essen

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Lebensfreude pur

Heitere Gedanken zur Lebensfreude stimulierend: Links eine leicht versiffte Kneipe als Falstaffs Wohlfühl-Ambiente, direkt angrenzend die Etepetete-Welt der Ford/Quickly/Page – im Finale zusammengerückt als weltweites „Narrenhaus“. Es lebe die hedonistische Lebensfreude! Johannes Leiackers Bühne mit dem zwinkernden Verweis auf Spuren des Viktorianismus bietet Raum für Dietrich Hilsdorfs gefühlvoll-sensibles Spiel um die „Sentimenti“ der emotional aufgeladenen Personen (auf beiden Seiten) und ihre unstillbare Sehnsucht nach Ausleben der Freude am Leben. Das ist erfreulich untheoretisch, vielmehr sinnlich stimulierend – und in rasanten Tempowechseln phantastisch auf Verdis musikalisches Ingenium reagiert.

Da leisten die Essener Philharmoniker bemerkenswerte Flexibilität. Man erlebt selten einen Maestro wie Stefan Soltesz, der von der ersten Sekunde an mit vibrierender Intensität die tempi und Dynamik Verdis erlebbaren Klang werden lässt. Zudem: er entdeckt – wie schon bei Puccinis Manon Lescaut – bislang verschüttete Schichten der Komposition. Er vertraut auf die Forschungen der Dramaturgen (Norbert Abels und Kerstin Schüssler-Bach) und befreit sich so von den akademisch-überlieferten Traditionen einer unbegriffenen Ehrfurcht vor dem gedankenschweren Spätwerk. Stattdessen: pointiert akzentuierte „tiny little motives“ (Bernstein), emotionale Wechsel von einschleichenden piani und aufrüttelnden crescendi als Elemente einer so noch nie gehörten Falstaff-Interpretation.

Das Essener Ensemble glänzt mit Marco Chingari als lebensvollem Falstaff – darstellerisch eine Wucht, stimmlich permanent präsent: eine grandiose Verkörperung unmittelbarer Lebensfreude. Die „lustigen Weiber“ brillieren als erotisch erwartungsvolle Frauen, sowohl Marcella Orsatti Talamanca (Alice) als auch Marie-Helen Joel (Meg) und Ildiko Szönyi (Miss Quickly). Olatz Saitua-Iribars Nannetta saust quirlig über die Szene, intoniert emotional bezwingend, doch fehlt die Durchschlagskraft gegen ein aufbrausendes Orchester. Insgesamt: eine Ensemble-Leistung par excellence mit herausragenden „Solo-Nummern“ integriert ins faszinierende Gesamtkonzept.

Im Publikum verbreitet sich eine Stimmung heiterer Gelöstheit, eine fast heimelige Wohlfühl-Atmosphäre, offenkundig Ausdruck einer Sehnsucht nach dem Eintauchen in unbefangene Gefühlswelten. Die Zustimmung zu Szene, Musik und Gesang ist geradezu enthusiastisch: hoch berechtigt! (frs)