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Fakten zur Aufführung 

DON GIOVANNI
(Wolfgang A. Mozart)
6. Februar 2007
(Premiere: 27.1.07)

Aalto-Theater Essen

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Scherz, Satire, Ironie

So war Kirche zu barocken und zu Renaissance-Zeiten: Ein prunkvoller Ort, voller Pracht, aber auch mit zwanghafter Dunkelheit und Enge. Darin spielt sich das Leben ab, so wie es ist: streng ritualisiert, dämonisierend und strafend - aber auch heiter, befreit und orgiastisch. Und die Menschen leben in diesem Gehäuse ihr Leben: freudig und ängstlich, hilfreich und brutal, liebend und hassend. Das alles ist drei Stunden lang auf einer opulenten Kathedralen-Bühne mit viel beweglicher Bühnentechnik und die Zeiten sprengenden Kostümen des offenbar begnadeten Ausstatters Thomas Schuster zu erleben. Es lebt der Geist Caravaggios!

Stefan Herheims Regie geht kompromisslos in die Vollen. Da lebt das Volk - und darin der alles verkörpernde Giovanni: Er ist das alter ego des Messias, ist Liebhaber, Verführer, Mörder; aber auch Gehetzter und Ermüdeter. Scherz, Satire und Ironie bestimmen die Szene (übrigens verlegt auch Grabbe sein Schauspiel lustvoll in die zwiespältige klerikal-komische Atmosphäre), Leporello ist ein strippenziehender Figaro; Anna, Elvira und Ottavio bemühen sich um ihre Lebenslust; Masetto und Zerlina sind ein altes Ehepaar - und alle haben ihre beschützenden, aggressiven, kommentierenden Doppelgänger. Doch scheint Stefan Herheim seinem respektlosen Entwurf nicht recht zu trauen: gerät das Finale doch zu einer Hommage für - Mozart!

Matias Tosi ist ein Giovanni-Irrwisch mit flexibel-ausdrucksvollem Bariton; Almas Svilpa brilliert mit fulminantem Spiel und einer szene-beherrschenden Stimme; Andreas Hermann gibt dem Ottavio geschmeidigen Tenor; Natalia Ushakova und Bea Robein beeindrucken als Anna und Elvira mit sehr persönlich geprägten Stimmen; und Stefan Kocan lässt als Commendatore einen raumfüllenden schwarzen Bass hören, der imaginativ-beschwörend daherkommt. Der Theater-Coup des Abends: die hinreißende Bühnenpräsenz und die frisch-koloraturen-erprobte Stimme der bewundernswerten Helen Donath und der Haudegen Marcel Rosca mit elementarer Spielfreude und sonor-emotionalem Bariton als Zerlina und Masetto, ein lebenserfahrenes älteres Ehepaar, dem nichts Lebendes fremd ist.

Stefan Soltesz orientiert sich mit den Essener Philharmonikern am turbulenten Bühnengeschehen, nimmt Rücksicht auf die vielbeschäftigten Sänger und lässt Mozarts Musik zwischen buffa und seria changieren.

Von Empörung ist im Aalto nichts zu spüren, höchstens eine gewisse Unsicherheit in Sachen „Was soll das alles?“ - und das auch nicht unberechtigt. Die Freude an der Show, an brillanten Regie-Einfällen, an beeindruckendem Gesang und der unwiderstehlichen Musik Mozarts bestimmt das Auditorium. (frs)


Fotos: © Karl Forster