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Fakten zur Aufführung 

CENTURY OF SONG:
HOLLY COLE, GIANMARIA TESTA

12. September 2006

RuhrTriennale
(Lichtburg Essen)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

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Zwei ungleiche Künstler – Ein gelungener Abend

Nach dem furiosen Auftakt von Century of Song: Songwriter und ihre Interpreten mit David Byrne und Joe Henry ging es am 12. September in der Lichtburg in Essen weiter. Das alte Kino mit seinem nostalgischen Charme war wie gemacht für einen Abend mit eher leisen Tönen. Passend zu den beiden Sängern des Abends – Holly Cole prägte den Lounge Jazz, Gianmaria Testa ist ein Star des italienischen Chansons - luden dicke rote Sessel zum Hineinkuscheln ein. Das gemeinsame Konzert der beiden Künstler wird als Wagnis angekündigt, als zwei musikalische Planeten, die aufeinander treffen: europäisches Chansons vs. Great American Songbook.

„Meine Damen und Herren, herzlich willkommen, guten Abend und – basta.“ Nach diesen Worten legt Gianmaria Testa los. Zur Gitarre ertönt seine rauhe, ausdruckvolle Stimme. Mit diesen einfachen Zutaten kann Testa den Saal augenblicklich für sich einnehmen. Seine ruhigen, langsamen Chansons verbreiten eine entspannte Atmosphäre. Aber Testa kann noch mehr: Im Duett mit Gabriele Mirabassi an der Klarinette entfaltet er sein spielerisches Können. Für das musikalische Zwiegespräch ernten die beiden viele Bravo-Rufe. Zusammen mit der Band um Greg Cohen entfalten sich dann allmählich dichtere Klangteppiche mit fast mystischen Farben. Obwohl die Instrumentalisten ausnahmslos hervorragend sind, geht im Zusammenspiel Testas Stimme öfter unter. Seine Musik ist besser für sparsame Arrangements geeignet. Dieses kleine Manko kann Testa jedoch als Entertainer ausgleichen. Er spielt mit seinem Image als Italiener, ruft sich einen Dolmetscher aus dem Publikum auf die Bühne und plaudert über den Papst und den Fiat Cinquecento. Bei vielen kommt seine unbefangene Art gut an, es wird gelacht und geschmunzelt.

Nach der Pause kommt dann Holly Cole auf die Bühne – und begeistert das Publikum von der ersten Minute an. Ihre warme intensive Altstimme ist vielleicht der Höhepunkt des diesjährigen Century of Song. Cole singt nicht nur, sie spielt mit der Stimme – und dem Publikum, dem sie eine herrliche Jodel-Fassung von Cole Porters Don´t fence me in darbietet. Als sie dann eine deutsch-englische Improvisation zur Bühnentechnik schickt, bricht im Saal Heiterkeit aus – schließlich wird ihre Bitte, das Licht zu dämpfen, doch noch erhört. Zweifellos: Holly Cole ist nicht nur eine ausgezeichnete Sängerin, sondern auch eine hinreißende Entertainerin. Musikalisch ist ihr Programm ein Erlebnis. Ihr eigener Song Larger than life wird mit Bravos honoriert, ihre Interpretationen von Evergreens sind Kunstwerke für sich. Die Sängerin ringelt sich als Ka die Dschungelbuchschlange auf der Bühne, Johnny Nashs I can see clearly now wandelt Cole in eine fast kontemplative Jazz-Hymne.

Möglich wird diese musikalische Vielfalt durch die außergewöhnlichen Instrumentalisten. Gerade im zweiten Teil beeindrucken sie die Zuhörer mit ihren Soli. Greg Cohen zeigt einmal mehr sein Können am Bass – ob gezupft, gestrichen oder geschlagen. Am Schlagzeug gelingt es Kenny Wollesen, mal zarte, fast minimalistische Rhythmen, mal harte mitreißende Beats anzuschlagen. Als Aaron Davis einen eigenen Song spielt, präsentiert er sich als einen grandiosen Pianisten und gleichermaßen fähigen Komponisten. Das Publikum ist von dem Konzert begeistert. Viele Bravos und Applaus aus dem Saal, dafür eine Reihe von Zugaben von den Künstlern. Als Cole und Testa zum Finale gemeinsam Volare anstimmen, würden einige Zuschauer am liebsten mitfliegen. (sas)


Foto: © Helge Thelen