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Fakten zur Aufführung 

ANDREA CHENIER
(Umberto Giordano)
14. Februar 2003

Aalto-Theater Essen

Points of Honor                      

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POSEN

Die Bühne Johannes Leiackers ist eine politische Landschaft, das archaische Schlachtfeld der Revolution. Wer noch nicht weiß, was unter "Hypothesen von Realität" zu verstehen sein kann, erfährt es von Michael Schulz: aus kunstvoller Unordnung entstehen Tableaus archetypischer Situationen. Das ist ein intellektuelles Vergnügen - doch fehlt den Posen die innere Spannung; der Furor der Gewalt bleibt ästhetisches Material und die Probenfotos im Programmheft bestätigen den Eindruck mit ihrer elegischen Weichzeichnung).

Patrik Ringborg folgt mit den Essener Philharmonikern diesem Konzept "epischer Oper": klangschön, aufmerksam im Zusammenspiel, aber ohne wirkliche Leidenschaft.

Ebenso bleibt Julian Gavlins Andrea trotz vorzüglichem Timbre und beeindruckend sicheren tenoralen Höhenflügen in seinen Emotionen eigentümlich unbeteiligt; Heiko Trinsingers Berard lässt den Zwiespalt von Liebe und Gewalt im Bemühen um kraftvolle Information verpuffen. Da steht die ausdrucksstarke Karine Babajanyan mit ihrem intensiven Spiel und ihrem ungemein flexiblen Sopran allein auf weiter Flut - zumal das übrige Ensemble weder darstellerisch noch stimmlich Highlights setzen kann (besonders enttäuschend: Rainer Maria Röhr als zahmer Intrigant), doch scheint das für Essens Ensemble ungewohnte Defizit dem allzu leidenschaftslosen Regiekonzept geschuldet. Man erinnert sich dankbar an Heymes "Chenier", eine der letzten Produktionen im alten Grillo-Theater!

Das Essener Publikum vermisst offenbar den fulminanten drive engagierten Musiktheaters, verteilt den Applaus in gerechter Phonstärke. (frs)


Foto: © Thilo Beu