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Exemplarisch
Gérard Mortier kommt das nicht bestreitbare Verdienst zu, in seinem Abschiedsjahr
als Triennale-Chef nochmals das Ohrenmerk auf ein bedeutendes Werk von
Olivier Messiaen gelenkt zu haben. Das 1974 aus Anlass des 200. Geburtstages
der USA im Auftrag von Alice Tully komponierte großangelegte Werk "Des
Canyons aux Etoiles" mit obligatem Klavier und Horn sowie Xylorimba und
Glockenspiel erklang in Essens neuer Philharmonie, wo es einen triumphalen
Erfolg feiern konnte.
Die drei Teile des Werkes in zwölffacher Untergliederung zeigen den Komponisten
auf dem Gipfel seiner Kunst. Eine glühende Farbenpracht leuchtet in gleißender
Helle, durchzogen von Einwürfen der Blech- und Holzbläser, weich grundiert
durch eine kleines Streicherensemble. Auch wer Bryce und Grand Canyon
und die dort existierende Fauna nicht kennenlernen konnte, wird die Signale
der "kleinen Boten der immateriellen Freude" (Messiaen) nachhaltig würdigen
können. Sie begleiten auch das Freudenkonzert der Morgensterne, von denen
in Buch Hiob, Kap. 38, Vers 7 geredet wird.
Die Aufführung durch das Ensemble Modern Orchestra unter dem Komponisten
und Dirigenten George Benjamin kann als exemplarisch bezeichnet werden.
Der Dirigent steuerte das Orchester mit unmissverständlicher und präziser
Zeichengebung, aber auch mit fühlbarer innerer Beteiligung (Benjamin war
Schüler Messiaens) durch die knifflige Partitur. Die beiden Schlagzeugsolisten
boten eine makellose Leistung. Simon Breyer intonierte "Le Desert" und
"Appel interstellaire" mit betörender Farben- und Leuchtkraft. Der Klaviersolist
Ueli Wiget schließlich vollbrachte insgesamt eine phänomenale Leistung,
vor allem in den unbegleiteten Soli "Le Cossyphe d'heuglin" und "La Moquette
polyglotte" im ersten bzw. dritten Teil.
Das leider nicht allzu zahlreích erschienene Publikum dankte allen Beteiligten
mit langanhaltenden Ovationen. Es war ein großer Abend der Triennale.
Im Übrigen: der Alfried-Krupp-Saal der Philharmonie hielt akustisch,
was er versprach. Offenbar eignet er sich besser für Canyon-Konzerte als
für dick instrumentierte Alpen-Symphonien. (ph) |
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