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PERFEKTE REGIE
Dietrich Hilsdorf findet im schwedischen
Theaterkönig Gustav III sein regieversessenes Vorbild und erzählt Verdis
"Maskenball" als faszinierende Geschichte einer dramatischen Inszenierung
mit Distanz und Aplomb. Dass dabei die "Werktreue" auf der Strecke bleibt,
die Übertitel der neuen Geschichte mit dem gesungenen Text kontrastieren
- was soll's? Operndramatik entsteht neu nach Hilfsdorfs Willen.
Das Ensemble singt - natürlich! - hochkarätig Verdi und die Essener Philharmoniker
folgen Patrik Ringborg in die dramatischen Exzesse und schwelgenden Kantilenen.
Dabei haben sie in Johannes Leiackers dezentem Ambiente den kommunikativen
Spielraum für genügend Verweise auf opernhafte Gesten. Nur: in der Repertoire-Aufführung,
ein Jahr nach der Premiere, ist Jeffrey Dowd zwar ein engagiert spielender,
aber stimmlich unsicherer Riccardo, Tatjana Zaharchuk eine eher bemühte
Amelia, Ron Peo ein zurückhaltender Renato; der Oscar Marisca Mulders
will nicht recht überkommen und auch die Ulrica Ildiko Szönyis gewinnt
nicht die ironisch gesteigerte Dämonie der Premiere.
Aber die Aalto-Oper hat mittlerweile das Image des Unübertrefflichen:
da werden solche Routine-Ablassungen durchaus gelitten - und bejubelt.
"Jeder Abend ist eine Premiere" sagte Rolf Liebermann. In Essen fehlt
dieses Selbstverständnis offensichtlich, und dem Publikum reicht das Als-ob.
Schade. (frs)
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