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Fakten zur Aufführung 

FIDELIO
Ludwig van Beethoven
18. Juli 2009 (Premiere)

Passionsspielhaus Erl
Tiroler Festspiele Erl 2009


Points of Honor                      

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Szenische Reduktion

Erls Fidelio ist ein graues Geschehen: Auf grauer Spielfläche (Jaafar Chalabi) agieren graue Figuren. Deutet zu Anfang vieles auf die jeweilige Übernahme von Rollen der seitlich positionierten Darsteller hin, so ergeben sich späterhin angedeutete konkrete Szenarien (wenn sich in der Schräge der Kerker als Versenkung öffnet). Problematisch und nicht schlüssig das letzte Bild: Da stehen die Paare in Schwarz vereint – und dem Zuschauer verbleibt ein rätselhaftes „Was soll’s?“

Gustav Kuhn – als Regisseur und Dirigent - setzt offensichtlich auf den Furor der Beethoven-Musik, stellt da keine Fragen nach den ideologischen Implikationen, vertraut auf Leidenschaftlichkeit und elementare Wucht. Das allerdings mit stupender Eindringlichkeit und seinem unübertreffbaren Sensus für differenziertes Zusammenspiel der Instrumente mit stimulierender Begleitung der Solisten auf der Bühne. Musikalischer Glanzpunkt der Aufführung: „Leonore III“ als sinfonisches Zwischenspiel mit berauschendem Klang, virtuosen Trompeten-Posaunen, überwältigend in der problemfreien Klarheit und dennoch extrem spannungssteigernd für die euphorische Schlussszene.

Bettine Kampp singt eine leidenschaftlich kämpfende Leonore mit dramatischen Höhen und emotionalisierendem Timbre. Jon Villars beeindruckt als Florestan mit gestaltendem Helden-Tenor, grandios in den Spitzen, einfühlsam in den reflektierenden Passagen. Carsten Wittmoser ist ein überzeugend-argumentierender Rocco mit flexibler Stimmkultur, Thomas Gazheli ein eher „diplomatischer“ Pizarro mit kalkulierten Wut-Ausbrüchen mit ebenso dosierter stimmlicher Power, Giorgio Valenta ein beinah schüchterner Jacquino mit agiler Stimme, und Gerard Kim ein souveräner Fernando mit charismatischer Stimme. Doch bleibt die „Krone“ des Gesangs für die Marzelline der brillanten Anett Fritsch: eine junge Sängerin mit ungemein kraftvollem Timbre, agil in den Lagenwechseln, sicher in den geforderten Höhen, ausdrucksstark in der fließenden Mittellage – dabei selbstbewusst in der interpretierenden Darstellung!

Das hingebungsvolle Publikum im Passionsspiel-Tempel von Erl akzeptiert die szenische Reduktion, goutiert exzeptionelle Musik und überzeugenden Beethoven-Gesang - überwältigende Begeisterung will sich allerdings nicht einstellen.
Franz R. Stuke

 






 
Fotos:© Tiroler Festspiele Erl/
Rupert Larl