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Fakten zur Aufführung 

STABAT MATER
(Gioacchino Rossini)
6. März 2008

Theater Erfurt


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Opern-Passion

Gioacchino Rossini ist und bleibt der Opernkomponist, auch wenn er sich mal völlig außerhalb der Bühnenbretter auf ganz und gar anderes Terrain begibt – und zum Beispiel geistliche Musik schreibt. Das „Stabat Mater“ etwa, die Passionsgeschichte Jesu aus Sicht seiner Mutter Maria. Für Rossini ein Opernstoff, keine Frage. Weil viel Dramatik darin steckt, auch viel innerer Monolog. Und da nimmt der Meister halt dieselben Mittel, mit denen er das märchenhafte Abenteuer vom Aschenputtel in Szene setzt. Oder durch die er eine nie ans Ende gelangende Reise nach Reims in Klänge taucht.

Dirigent Joji Hattori zeigt keine falsche Bescheidenheit, wenn er das Philharmonische Orchester Erfurt und den Opernchor des Theaters im „Stabat Mater“ – Hauptwerk des 7. Sinfoniekonzertes der Saison - zu theatralischen Gesten animiert. Schon die Introduktion unterstreicht: hier wird eine Leidensgeschichte aus dem 13. Jahrhundert - die Entstehungszeit der Mariensequenz – mit satten Farben bebildert, die sogar Anleihen an das „Dies irae“ macht: „Dass nicht zu der ew’gen Flamme der Gerichtstag mich verdamme“! Die geballte Kraft des orchestralen Blechs darf infernalisch zu diesen Momenten größter Angst tönen. Wenig später innige Bitte um himmlische Seligkeit. Natürlich, so dicht nebeneinander liegen Schrecken und Hoffen. Und das macht Joji Hattori mit impulsivem, mitunter tobendem Dirigat deutlich. Das Solistenquartett bietet eine reiche Ausdruckspalette: Ilia Papandreou (Sopran) und Carola Guber (Mezzosopran), Richard Carlucci mit seiner Bravour-Tenorarie „Cuius animam gementem“ und Vazgen Ghazaryan als raumgreifender Bass.

„Das ist keine Kirchenmusik für euch Deutsche; meine heiligste Musik ist doch immer nur semi-seria“ – so Rossini gegenüber seinem Kritiker Eduard Hanslick. Damit dürfte Rossini Recht gehabt haben. Aber das ist lange her und „die Deutschen“ sind längst über ihren Schatten gesprungen – und finden Rossinis womöglich als „unheilig“ empfundene Musica Sacra einfach gut.

Giuseppe Verdis „Quattro pezzi sacri“ sind da weitaus weniger anrüchig. Weil sie schlichter, introvertierter, auf jeden Fall kaum opernhaft gehalten sind. Mit den zwei a-cappella-Stücken („Ave Maria“ und „Laudi alla Vergine Maria“) hatte der Opernchor des Theaters Erfurt unter Andreas Ketelhut den Konzertabend stimmig eröffnet.

Tief bewegt zeigte sich das Publikum, Dirigent und Solisten mussten angesichts des üppigen Beifalls etliche Male zurück auf die Bühne.

Christoph Schulte im Walde