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Fakten zur Aufführung 

DIE ROSENKÖNIGIN
(Ruggero Leoncavallo)
9. März 2008
(Premiere: 1. März 2008)

Theater Erfurt


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Verwelkt

Am Ende steht der Kompromiss: Aus der absoluten Monarchie im Fantasiestaat Portowa wird zwar keine Demokratie sondern ein konstitutionelles Königreich. Und damit sind alle glücklich und zufrieden. Wie im Märchen halt – oder in der Operette. Das klingt nach Franz Lehár oder Johann Strauß, ist aber Ruggero Leoncavallo. Mit seiner „Rosenkönigin“ wollte der auf den Erfolgszug wieder aufspringen, der ihm seit seinem „Pagliacci“ irgendwie davon gefahren war.

Das Theater Erfurt holte dieses Leoncavallo-Werk jetzt aus dem Dunkel des Vergessens und bereitete der „Rosenkönigin“ ein neues Podium. Aber leider erweisen sich nicht alle Ausgrabungen auch als wirkliche Entdeckungen. Leoncavallos Werk war wahrscheinlich schon zu seiner Entstehungszeit ein einziges Déja-vu-Erlebnis. Johann Strauß und Jacques Offenbach scheinen die Vorbilder der in der „Rosenkönigin“ nicht wirklich zündenden Melodien. Das Ganze dümpelt eher vor sich her.

Auch die Handlung entfaltet sich zäh, wogegen Peter Brenners allenfalls als konventionell-betulich zu beschreibendes Regiekonzept nicht nur nichts entgegenzusetzen hatte – nein, er baute schlappe Witze ein, die irgendwie aktuell wirken wollten (Stichwort „Pendlerpauschale“ und „Liechtenstein“).

Operettenfeeling? Eher Langeweile! Das Publikum, durchaus bereit, sich auf einen launigen und unterhaltsamen Operettennachmittag einzulassen, spürte ziemlich bald, dass hier eher Mediokres geboten wurde und hielt sich mit Applaus sehr zurück.

Sängerisch überzeugen konnte allenfalls Richard Carlucci als Erbprinz Max. Ilia Papandreou als seiner geliebten Rosenkönigin fehlte die soubrettenhafte Leichtigkeit.

Ärgerlich: Wenn ein solches Stück schon in deutscher Übersetzung statt in italienischer Originalsprache (dann natürlich mit Übertiteln!) geboten wird, sollte man die mit diesem Idiom wenig vertrauten Solisten nicht nur in die Lage versetzen, deutsch zu singen, sondern auch die Sprechpassagen anständig meisten zu können. Sonst bräuchte es wie hier doch wieder die Übertitel!

Auch die Erfurter Philharmoniker konnten von Joji Hattori nicht wirklich zu lustvollen Spiel ermutigt werden. Aber das liegt in erster Linie wohl an Leoncavallos wenig inspirierter Musik, die zwar eine ganze Bandbreite bietet zwischen Walzerseligkeit und zackigem Marschrhythmus – und dennoch erstaunlich gleichförmig und eindimensional daherkommt. Was haben demgegenüber seine Zeitgenossen Spannendes zu bieten!

Fazit: manch’ Ausgrabung landet statt auf der Opernbühne doch besser im Museum.

Thomas Hilgemeier