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Fakten zur Aufführung 

EINE NACHT IN VENEDIG
(Johann Strauß)
8. März 2008
(Premiere: 1. Dezember 2007)

Theater Erfurt


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Das pralle Leben

Karneval in Venedig: ein buntes Treiben, Jahr für Jahr. Und ein ewiges Haschen der Männer nach Frauenröcken, die neue Abenteuer vesrprechen. Karneval auch als Versteckspiel hinter den gleichmacherischen Masken, bei denen man nie weiß, ob nicht zuletzt die eigene, längst an einen fernen Ort verbannt geglaubte Frau dahinter steckt.

„Eine Nacht in Venedig“ - in Johann Strauß’ Operette geht es beziehungsmäßig drunter und drüber. Menschlich und geschäftlich, denn es geht nicht nur um Liebe, sondern auch um Macht und Einfluss.

Keine schlechte Idee, die Bühne (Erzsébet Túri) als riesigen Flipper anzulegen. Das venezianische Volk: ein Spielball der Herrschenden – wie diese selbst auch. Alle laufen herum als dicke silberne Gummikugeln, die ins turbulente Geschehen katapultiert werden. Auch Herzog Guido, den Regisseur Miklós Gábor Kerényi in einen reichen amerikanischen Investor verwandelt. Der will Venedig mit einem topaktuellen Casino-Neubau beglücken - und sich selbst mit einer hübschen Frau.

Senatoren mitsamt ihren Gattinnen, ein Makkaronikoch und ein Stubenmädchen, dazu ein strippenziehender Hofbarbier – das pralle Leben auf der schreiend bunten Erfurter Bühne. Das reizt das Auge, wenngleich der Glanz von Gold und Silber irgendwann als Überreiz zu viel wird. Die Figuren machen Tempo, übertreiben bewusst ihre Rollen, kommen behutsam mit tagespolitisch aktuellen Schlagworten rüber („Pendlerpauschale“, „Liechtenstein“). Das Ganze ist sehr nett anzusehen, wirkt frisch und schwungvoll – ist aber auch schnell wieder vergessen.

Gespielt und gesungen wird sehr ordentlich: Richard Carlucci gibt den protzenden Ami, der sich seinen Titel (Herzog von Urbino) nur erkauft hat. Erik Fenton ist sein Haus- und Hofbarbier: ein junger Tenor mit gut anspringender Höhe, hier und da noch etwas unsicher, noch nicht ganz zuhause im deutschen Idiom.

Annina, die Fischerstochter mit Hang zu Höherem, ist mit Marisca Mulder passend besetzt; Senatorengattin Barbara, nach der Herzog Guido innigst verlangt, bekommt dank Alice Raths selbstbewusster sanglicher Darstellung die richtige Statur. Die restlichen Rollen machen ebenso gute Figur.

Dorian Keilhack, Studienleiter am Erfurter Theater, animiert das Philharmonische Orchester zu feinem Strauß-Klang, immer federnd, delikat, sehr differenzierend – und stets im Kontakt mit dem, was auf der Bühne szenisch passiert.

Im vollbesetzten Theater ein Publikum, das sich wunderbar unterhalten fühlt und Spaß hat an der immer in Bewegung gehaltenen Geschichte. Die Gags zwischendurch werden gern goutiert, am Ende wird kräftig applaudiert.

Christoph Schulte im Walde