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Fakten zur Aufführung 

MY FAIR LADY
(Frederick Loewe)
15. März 2009
(Premiere: 17. Januar 2009)

Theater Erfurt


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Es grünt so grün

Oder doch ein Happy-End? George Bernard Shaw bestand darauf, dass das Musical-Duell zwischen dem gallig-bösen Professor Higgins und dem Blumenmädchen Eliza Doolittle nicht mit einer Liebesbeziehung enden dürfe. Scharfer Intellekt, der in Sarkasmus mündet und freimütig, vehement vorgetragene ehrliche Gefühle – das geht eben nicht zusammen. In Erfurts My Fair Lady wird dennoch die Möglichkeit einer zarten Annäherung angedeutet: Wenn beide eben über den eigenen Schatten sprängen.

Ansonsten bot die Inszenierung von Hermann Keckeis wenig überraschende Momente, wohl aber ein opulent ausgestattetes, pralles Musical-Leben auf der Bühne. Susanne Besser baute eine veritable, gemütliche Bibliothek für Professor Higgins, ein hölzernes Armenviertel, eine grüne Pferderennbahn. Zusammengehalten wurden die Szenen durch das Philharmonische Orchester unter Adrian Kelly. Vor dem geschlossenen Vorhang, auf den ein Londoner Stadtplan mit Einzeichnung der folgenden Szene projiziert wurde, resümierten sie musikalisch das Geschehen. So fühlte man sich sofort zuhause - und das war prima, denn so wurde der Fokus gerichtet auf die bösen, Shaw nachempfundenen Dialoge von Robert Gilbert, die seit der Deutschen Erstaufführung 1961 in Berlin nichts von ihrem Esprit verloren haben. Maliziöse Sentenzen, die vor dem traditionellen Hintergrund besonders gut zur Geltung kamen. Ein besonderes Lob gilt der Hutmacherin Silke Herrmann für die filigrane Herstellung so vieler Kreationen, deren jede einzelne einen absolut individuellen Charakter zeigte, während die Choreografie der Tanzszenen doch ein wenig simpel blieb.

Von ganz anderer Seite zeigten sich die Sängerdarsteller: Anja Augustin als lebenssprühende Eliza und Peter Umstadt als schauspielerisch glänzender Higgins lieferten sich einen famosen Zweikampf, dem Peter Rauch als Oberst Pickering mit den besten Manieren perfekt sekundierte. Dario Süß als vitaler Alfred P. Doolittle stand fürs pralle Musical-Leben, Rosemarie Deibel gab ausgezeichnet die distinguierte Professoren-Mutti, die Spaß daran hatte mitzuerleben, wie ihr Sohnemann sich mehr und mehr in die Geschichte mit Eliza verstrickte.

Das Erfurter Publikum – bei dieser Vorstellung am Sonntagnachmittag war das Theater bis auf den letzten Platz gefüllt - ging begeistert mit und hatte von Anfang an sichtlich Spaß an den duftigen Klängen aus dem Graben und der heimeligen Atmosphäre auf der Bühne. Schäumender Applaus.

Thomas Hilgemeier

 








Fotos: Lutz Edelhoff