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Fakten zur Aufführung 

FIDELIO
(Ludwig van Beethoven)
6. Mai 2007
(Premiere: 31.3.07)

Theater Erfurt

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Diffus

Da wird am Schluss die „Gattenliebe“ gefeiert, da steht das Volk mit Plakaten politischer Gefangener und richtet Pizarro, da werden Marzelline und der aufdringliche Jaquino ein glückliches Paar, da geschieht alles in lockerem Alltags-Outfit, da werden die großen Arien demonstrativ vom sonstigen Bühnengeschehen abgesetzt, da gibt es neue gesprochene Texte - und bei allem Rühren an existenzielle Probleme bleibt der Eindruck eines diffusen Regie-Konzepts.

Entsprechend diffus ist das Bühnenhandeln in Stein Winges internationaler Koproduktion der Opernhäuser in Leipzig, Genf, Oslo und Erfurt: absonderliche Aktionen (Rocco wirft mit herbeigezaubertem Geld um sich) wechseln mit stereotypen Konstellationen, überflüssige Aktionen (Gewusel des Wachpersonals) kontrastieren mit dem suggestiven Pathos der Musik.

Kari Gravklevs Bühne zeigt eine multifunktional-beliebige Haftanstalts-Rezeption mit einem exotischen Garten für den Gefangenen-Auftritt im Hintergrund; zeigt eine mit Grafitti bemalte Zelle und öffnet den Raum für die große Schlussszene. Jorge Jaras Kostüme vermögen die Diffusität des Konzepts nicht zu fokussieren.

Olaf Henzold findet mit dem Philharmonischen Orchester Erfurt keine prägenden Ideen. Das klingt die ganze Zeit wie schon x-mal gehört (und gespielt), vertraut schlicht der genialen Vorgabe.

Mit Ilia Papandreou agiert eine jugendlich-engagierte Leonore, stimmlich erfrischend mit einem agilen Sopran, dem allerdings (noch) die dramatische Spannung fehlt. Robert Künzlis heller Tenor meistert die Kerkerszene mit Bravour, lässt aber die tiefe existenzielle Bedrohung – und die überschäumende Freude! - nicht hörbar werden. Juan Carlos Mera-Euler gibt dem Pizarro knarzige Stimme, Michael Tews artikuliert einen ausgewogen-kalkulierenden Rocco, Peter Umstadt ist ein stimmlich aggressiver Jaquino und Marisca Mulder brilliert als quirlige Marzelline mit variantenreicher Stimme. Der Chor des Theaters Erfurt (Leitung Andreas Ketelhut) nutzt die Gelegenheit statischer Präsentation zu brausendem Gesang.

Das Erfurter Publikum ist unsicher in seinen Reaktionen, mal gibt’s zögerlichen Szenen-Applaus, mal gar keinen – Resultat des diffusen Geschehens. Am Ende herzlich-freundlicher Beifall. (frs)