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Fakten zur Aufführung 

IL BARBIERE DI SIVIGLIA
(Gioacchino Rossini)
12. Dezember 2007
(Premiere: 13. Oktober 2007)

Theater Erfurt


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Lustvolle Komplikationen

Gelöste Atmosphäre, Situationskomik, pfiffige Ironie -- so präsentiert Andreas Baesler Rossinis Barbier als Spiel lustvoll konstruierter Komplikationen, deutet höchstens im letzten Bild das resignierte Ende einer offenbar nur scheinbar humorvollen Welt an.

Hank Irwin Kittel baut eine pompöse Villa mit einer Kakteensammlung auf einer weit ausladenden Treppe – die am Ende langsam gen Bühnenhimmel empor schwebt.

Das Philharmonische Orchester Erfurt ist auf diese locker-flockige Performance glänzend eingestellt. Enrico Calesso dirigiert sehr konzentriert, hat Musiker und Bühne im Blick und sorgt für einen luftigen Klang, der Rossinis Intentionen zu musikalischer Brillanz verhilft -- musikalische Heiterkeit wird zum beglückenden Hör-Erlebnis!

Das Ensemble glänzt mit komödiantischer Spielfreude – und erfreut mit engagiertem Belcanto-Gesang! Tansel Akzeybek demonstriert die komischen Aspekte des Almaviva mit Slapstick-Gags vom Feinsten – und variiert seinen flexibel-hellen Tenor zu herrlichen Charakterkarikaturen; diese artifizielle Leidenschaft ist auf Opernbühnen höchst selten zu erleben. Carola Gruber ist die sehnsuchtsvolle Rosina, lässt sich auf die Risiken der Koloraturen und Triller der Belcanto-Ansprüche selbstbewusst ein und wird damit glänzend fertig – wenn auch ein paar Schärfen zu vermeiden sein sollten. Petteri Falck gelingt ein quirliger Figaro, stimmlich gelöst disponiert, ironisch Selbstbewusstsein des Underdogs präsentierend. Michael Tews bietet den Basilio als fröhlichen Intriganten; seine Gerücht-Arie wird zum hintergründigen Plädoyer für kommunikative Raffinesse. Susanne Rath beweist Mut zur „komischen Alten“, Peter Umstadts Fiorello agiert und singt mit komödiantischer Kompetenz, Reinhard Friedrich gibt einen Ambrigio mit bewundernswerter Diener-Attitüde, und Manuel Meyer präsentiert sich als kerniger Militär.

Als Pol im turbulenten Geschehen ist Juri Batukovs Bartolo das zentrale Element – bräsig-unbeirrbar, allerdings auch permanent angegriffen, fast stoisch schicksalsergeben; variabel mit unangestrengt strömendem Bassbariton -- eine beeindruckende „barocke“ Figur!

Im herrlich offenen Erfurter Theater versammelt sich ein jung-alt-gemischtes Publikum, folgt intensiv, goutiert die Scherze angemessen – doch ein bisschen mehr Temperament wäre schon schön.

Last not least: Angela Goßmann „erzählt“ am Continuo musikalisch die heiter-differenzierte Geschichte – und Berthold Warneckes Übertitel vermitteln kommunikationsfreundlich die Inhalte der gesungenen Emotionen. (frs)

 


Fotos: Lutz Edelhoff