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ÜBERSINNLICHES
Henry James beschreibt in seiner Novelle
die archaischen Ängste der viktorianischen Epoche. Brittens Komposition
(1954) greift die geheimnisvolle Bedrohung der jungen Gouvernante musikalisch
auf: sagenhaft-bedrohlich, existentiell aufrührend als wär's ein Hitchcock-Film.
Für die Nationale Reisopera interpretiert das Schönberg-Ensemble unter
Reinbert de Leeuw diese suggestive Musik mit aller Raffinesse.
Atemberaubend dazu das düstere Bühnenbild von Conor Murphy in geheimnisvoll-dunklem
Licht (Giuseppe di Lorio). Es ist das "gruselige" Ambiente für reale und
phantasmagorische Szenen der Akteure, die sich - wie von gespenstischen
Fäden gesteuert - von Schrecken zu Schrecken hangeln (Regie: Stephen Langridge).
Die Solisten sind Garanten für virtuose Vokalisen und zurückgenommenes
Spiel: Spannung von innen durch Alison Rae Jones als naiv-opferbereite
Governess, Carol Rowlands als tödlich verängstigte Mrs. Grose, Gordon
Gietz als dämonischer Peter Quint - und ganz besonders Lara Diamand und
der Knabe Zico Shaker (Peter Kay Children's Choir) als Objekte der Vorgänge
(Flora und Miles).
Viel junges Publikum in der Twentse Schouwburg, atemlose Spannung: ein
beeindruckender Erfolg für die Nationale Reisopera! (frs)
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