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Fakten zur Aufführung 

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
(Jacques Offenbach)
3. November 2007 (Premiere)

Twentse Schouwburg Enschede
Nationale Reisopera


Points of Honor                      

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Hoffmann, das Musical

Hoffmann ist ein Dirigent, aber nicht vom traumatischen Suchen nach dem idealen Klang besessen, sondern von seinen unbegriffenen Problemen mit Frauen – die ihm von Lindorf, alias Coppélius, Miracle und Dapertutto ausgespannt werden.

Laurence Dale inszeniert den Beginn als quirlige Revue, den Olympia-Akt als operettöse Burleske, die Antonia-Episode im Stil der Entsagungs-Operette, die Giulietta-Geschichte mit sex and crime im ästhetisiert-brutalen Rotlicht-Milieu – um dann im fulminanten Finale alle Register des Musicals zu ziehen.

Lindorf wird dabei zum allgegenwärtigen Maître de plaisir mit allen Fäden in der Hand; Nicklausse, der Muse, bleibt die gelegentliche Rolle der inneren Stimme Hoffmanns. Dies alles garantiert einen hoch unterhaltsamen Abend -- sicherlich im Sinne Offenbachs!

Yannis Thavoris baut eine Bühne mit dem Zeitkolorit der Belle Epoque, verbindet Hinter- und Vorderbühne zu einem kommunikativen Spielraum mit eindeutigen Verweisen auf historische Akzente. Schade, dass im Giulietta-Akt ein bühnenfüllender Vorhang wie eine schäbige Plastik-Gardine wirkt – da hilft bei der missglückten Material-Entscheidung auch nicht das ansonsten so imaginative Licht von Declan Randall. Fabio Toblinis Kostüme vermitteln phantasievolle Musical-Opulenz.

Gordon Gietz wird den gesanglichen Anforderungen mit seinem agilen Tenor gerecht, setzt die stimmlichen Akzente als hoffnungslos scheiternder Hoffmann mit Brillanz. Sally Silver ist – wandlungsfähig! – Olympia, Antonia und Giulietta; sie charakterisiert die so verschiedenen Charaktere mit viel Einfühlungsvermögen und demonstriert ihr stimmliches Potenzial in wechselndem Ausdruck – schwebende Piani, unangestrengt klangvolle Höhen. Mit Franco Pomponi ist ein dämonisch abgründiger Lindorf zu sehen und zu hören, der darstellerisch die Regieintentionen markant umsetzt und über einen bemerkenswert agilen Bariton verfügt. Judith Gennrich bleiben nur wenige Chancen zum Ausleben ihrer so ausdrucksstarken Stimme – doch nutzt sie die Chance zum triumphalen Schluss-Auftritt mit Bravour!

Die Nationale Reisopera hat ein kompetentes Ensemble zusammengestellt: Steven Tharp als Frantz, Elizabeth Sikora als Mutter, Erik Slik als Nathanael, Mattijs van de Woerd als Schlemihl, Jacques Does als Crespel und Harry Nicoll als Spalanzani vermitteln Opernkommunikation vom Feinsten.

Der Koor van de Nationale Reisopera präsentiert sich äußerst spielfreudig, singt kollektiv abgestimmt und wird zum effektvollen Garanten für den Publikums-Erfolg.

Das Orkest van het Oosten ist ständiger Gast in der Schouwburg Enschede, sollte die akustischen Tücken des so intimen Hauses kennen; doch auch unter dem flexibel-aufmerksamen William Lacey klingen alle Instrumente – bei aller Musical-Attitüde – viel zu laut, um differenzierte Klangerlebnisse zu vermitteln.

Das erwartungsvolle, gut vorbereitete Publikum in Enschede versteht sehr schnell die Attitüde des Abends und lässt sich vom emotionalisierenden Ablauf bereitwillig mitreißen. Losgelöste Begeisterung beim grandiosen Finale – die Reisopera sollte bei den folgenden Aufführungen das Schwenken leuchtender Feuerzeuge vorbereiten! (frs)

 


Fotos: Hermann und Clärchen Baus