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Fakten zur Aufführung 

TANNHÄUSER
(Richard Wagner)
9. April 2004

Theater Eisenach

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Kunst und Dogmen

Der Atem großer Opernabende durchweht das stilvoll restaurierte 125 Jahre alte Eisenacher Theater, wenn die großartige Maida Hundelimg die "heilige Halle" besingt: strahlende Höhen, betörende Mittellage, verhalten-leidenschaftliche Ausstrahlung! Drummond Walkers fiebriger Tannhäuser wirkt dagegen mit einem Tenor ohne Aplomb stimmlich blass. Dagegen vermittelt Hans Gröning mit phrasierungssicherem Bariton einen ambivalenten Wolfram. Der Landgraf Michael Brieskes bleibt steif, die "Sänger" überzeugen allesamt durch pointiert wortverständlichen Vortrag; Monika Dehlers Venus verzichtet auf den sexy thrill; Nicole Enßle gibt einen klangschönen Hirten.

Das proppevolle Haus dieser seit Jahren auf dem Spielplan stehenden Produktion ist Ausdruck intensiver Identifikation der Eisenacher mit ihrem strukturgepeinigten Haus - phantastische Ruhe während der Aufführung, sachkundige Pausengespräche, standing ovations am Ende langanhaltenden Beifalls. So will man Oper immer erleben!

Dieter Reuschers Regieidee erschließt sich mit dem Schluss. Nach eher konventionellen vier Stunden reicht der junge Hirt dem verzweifelten Wolfram über dem toten Tannhäuser seine Harfe: die Kunst wird die erstarrten Dogmen nachhaltig überwinden.

Peter Heilein stellt variable Strukturelemente auf die Bühne, projeziert assoziative Wolkenbilder auf die Rückwand, schafft mit dem Proszenium eine weiträumige Spielfläche auf der kleinen BÜhne (auf der die Protagonisten leider nur zu oft uninspiriert herumstehen); Christian Floerens schafft mit stilisierten mittelalterlichen Kostümen das zeitlose Flair für den immerwehrenden Konflikt zwischen aufrüttelnder Avantgarde und beharrenden Normen.

Gespielt wird der 1. Akt in der Pariser Fassung; doch bleibt das Bacchanal tänzerisch - trotz attraktiver Tänzerinnen in hautengen Trikots - eigentümlich unerotisch, und auch die Landeskapelle Eisenach will unter Wolfgang Wappler die hemmungslose Leidenschaft nicht recht gelingen; das passiert erst im arpeggienreichen Vorspiel zum 3. Akt. Bis dahin ist vor allem ein "edler" Klang zu bestaunen, der vor allem die romantischen Melismen genussvoll auskostet.

Der genius loci direkt unterhalb der Wartburg in der Bachstadt Eisenach garantiert ein stimmungsvolles Opern-Erlebnis. (frs)


Karten unter (03691) 256-219