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Verwirrungen
Mike Ashman versteht Verdis Klassiker als Blick hinter das wahrnehmbare
Verhalten, will die Motive "dahinter" zeigen. Das geht zu Lasten der unwiderstehlichen
Emotionalität, konterkariert den musikalischen Impetus und verheddert
sich in den Widersprüchen von Inszenierungsidee, Bühnengeschehen und nicht
zu reduzierendem Verdi-Impuls.
Conor Murphys Bühne ist dementsprechend abstrakt: die Kugel bestimmt als
Symbol den Raum auf planen Ebenen: menschliche Ambivalenzen auf geometrischer
Akkuratesse.
Laurent Wagner dirigiert mit einem munteren Brabants Orkest einen süffigen
Verdi-Klang, allerdings ohne neue Akzente zu setzen.
Das Ensemble leistet das zu Erwartende: Harrie van der Plas absolviert
den Gustavo hingebungsvoll ohne Charisma; Anne Heath-Welch bleibt als
eher ältlich wirkende Amelia die Faszination der zweifelnden Geliebten-Liebenden
schuldig; Ivan Dimitrovs Bariton als ambivalenter Ankarström lässt Probleme
mit der Intonation hören; Jenis Berns intrigierender Oscar besticht durch
geglückte Geläufigkeit; die statische Annett Andriesen gibt der Ulrica
eine eigentümlich spröde stimmliche Gestalt.
Das Eindhovener Publikum reagiert holländisch-respektvoll, ist von Musik
und Gesang angetan, nimmt die Inszenierung ohne Protest in Kauf. (frs)
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