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SPANISCH
Mit einem Rundumschlag durch den Fundus
musikalischer Möglichkeiten - von liturgischen Gesängen, komischer Oper,
minimal music bis zur bizarren Vokalisation - hämmert Carles Santos per
Band, per verstärktem Flügel und elektroakustisch gepowertem Gesang auf
ein irritiertes Publikum ein. Und das zu Szenen einer Ehe, in denen mit
martialischem applomb auf bereits zerbröselte Tabus nochmals lustvoll
eingeschlagen wird: Sex zu zweit, allein, zu dritt, auf und mit dem Piano,
die weiblichen Abhängigkeiten vom Macho-Syndrom und von klerikalen Zwängen
- man weiß das, wird aber durch einen hyperrealistischen Wirbel auf der
Bühne mit Luftakrobatik, surrealen und absurden Kontroversen, ständig
am voyeuristischen Nerv gepackt.
"Musiktheater" mit der anarchischen Botschaft, dass alles, was den Figuren
widerfährt, ganz schrecklich ist - aber "that all that happened is the
best that could possibily happen" (Santos); wenn man so will: eine leidenschaftlich-ironische
Variante der "best of all possible worlds".
Ins nach-viktorianische King's Theatre (von 1906) passt diese unkeusche
Provokation wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge und wird entsprechend
bejubelt. Aber dass das Festival sich keine Übertitel der lateinische
(!) Texte leistete, bleibt unverzeihlich. (frs)
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