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"KAMMER-MUSICAL"
Nach den fulminant konzertant präsentierten
beiden Teilen der "Trojaner" Berlioz' ist der Festival-Planung mit den
biographisch zusammenhängenden Groß-Werken des französischen Genius von
1830/32 ein formales und künstlerisch elektrisierendes Meisterstück gelungen:
Die Ikone schottischer Dirigenten-Meisterschaft, Charles Mackerras, holt
aus dem ohnehin formidablen SNO das Äußerste an Power, musikalischer Sensibilität,
instrumenteller Prägnanz und artistischer Leidenschaft heraus. Es wird
deutlich, welch wichtige Rolle Berlioz für die Musik spielt (u.a. spiegelt
sich in Schostakowitsch' 7. Leningrader Sinfonie der vierte Satz der Symphonie
Fantastique bis in Einzelheiten wider!) und welchen Publikumserfolg dieses
Riesenwerk heute noch (und wieder) erzielt. Ein Triumph für das imaginäre
Theater des drames instrumental!
Franz Liszt hat sich um das danach fast vergessene Monodrama um Lelio
(der Künstler in der commedia dell'arte) verdient gemacht: eine Hommage
an das Leiden an der Musik mit Sprecher, drei Gesangssolisten, Riesenchor
(diesmal der SNO-Chorus) und einem hochgeforderten Orchester.
Wie der betagte Mackerras seine Kräfte einteilt, dem Orchester keinen
Moment der Unaufmerksamkeit erlaubt, die unendlich vielfarbigen Elemente
herausarbeitet - von verwehenden Klängen bis zu donnernden crescendi -
und damit ein angespanntes Publikum von äußerster Stille zu tosendem Applaus
animiert: das hat alles, was große Musik, großartig vorgetragen, ausmacht.
Die "Berlioz-Abende" werden als unvergeßlich in die Historie der Festspiele
eingehen. (frs)
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